Chianti ist sicher die berühmteste Weinregion der Toskana, denn sie war jahrzehntelang der Inbegriff und vielleicht sogar das Synonym der italienischen Weinkultur.
Dabei ist die Region in der Vergangenheit auch für ihre wechselhafte Qualität bekannt gewesen. Die bauchigen Chianti-Flaschen, die aufgrund der minderwertigen Qualität des italienischen Glases mit Stroh umwickelt waren, wurden in den späten 1960er-, 70er- und 80er-Jahren zum Inbegriff des rustikalen, billigen italienischen Zechweins.
Mit den Erfolgen der Supertuscans wurden den Winzern schließlich andere Möglichkeiten aufgezeigt, insbesondere als der 1985er Sassicaia der Tenuta San Guido durch seine 100-Punkte-Bewertung von Robert Parker zum Superstar aus Bolgheri wurde. Darauf reagierten Chianti-Winzer folglich mit einem Qualitätssprung, indem sie die Erträge der Weinberge reduzierten und sowohl in moderne Weingutsausstattung als auch bessere Fässer investierten.
Heute wird grundlegend zwischen den zwar benachbarten, aber komplett eigenständigen Chianti DOCG und Chianti Classico DOCG unterschieden. Durch ihre ähnlichen Namen und auch ähnliche Rebsorten-Zusammensetzung führt das verständlicherweise häufig zu Verwirrung. Beide haben je ihre eigenen Qualitätsstandards, Produktionsvorschriften und natürlich auch jeweils ein eigenes Konsortium.
Die Grenzen des heutigen Gebiets des Chianti Classico wurden erstmals 1716 von Großherzog Cosimo III. de Medici festgelegt. Das Classico-Gebiet, das den Gallo Nero, den schwarzen Hahn, zum identifizierenden Maskottchen hat, umfasst also das ursprüngliche Chianti-Gebiet, einschließlich der vier Dörfer Radda, Gaiole, Castellina und Greve. Die Qualitätsstandards in diesem Chianti-Herzstück sind die höchsten der Region, daher ist es nicht wirklich verwunderlich, dass die besten und berühmtesten Weingüter in der Classico-Zone ansässig sind. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde die Nachfrage schließlich so groß, dass die ursprüngliche Classico-Zone sie nicht mehr befriedigen konnte. So wurden 1932 dann die neuen Grenzen des Chianti-Gebiets auf die Hügel um die ursprüngliche Chianti-Zone herum ausgeweitet. Dabei wurden zugleich folgende Zonen für die Region festgelegt: Rùfina, Colli Fiorentini, Colli Senesi, Colline Pisane, Colli Aretini und Montalbano. Die Unterzone Montespertoli kam 1997 hinzu. Die Winzer im ursprünglichen Chianti-Herzstück fügten erst 1967 das Wort »Classico« zu ihrer Region hinzu, um sich von der umliegenden Chianti-Region zu unterscheiden. Natürlich führte das zu einer anhaltenden Auseinandersetzung zwischen den Regionen Chianti DOCG und Chianti Classico DOCG.
Während Chianti Classico 1982 als eine der ersten drei italienischen Regionen zur DOCG, also zur höchstmöglichen Qualitätswein-Kategorie Italiens, erhoben wurde, folgte 1984 auch die Region Chianti. Auf dem Papier haben also beide Regionen denselben Qualitätsstatus und garantierte Kontrolle ihrer Herkunft.
Die Definition der klassischen »Chianti-Mischung« wird dem Baron Bettino Ricasoli zugeschrieben. Er hatte sie nach jahrelangen Experimenten entwickelt und 1872 in einem Brief an Professor Cesare von der Universität Pisa dargelegt. Die Zugabe der weißen Trauben Trebbiano Toscano und Malvasia, eine Praxis aus den 1870er Jahren, ist heute in der Chianti DOCG nicht mehr obligatorisch, sondern fakultativ. Seit dem Jahrgang 2006 sind weiße Trauben im Blend eines Chianti Classico DOCG nicht mehr erlaubt. Der Anteil der Qualitätsrebsorte Sangiovese ist hier zudem höher – 80 Prozent im Gegensatz zu 70 Prozent in Chianti.
Unterschiede gibt es auch bei dem Vermarktungszeitpunkt. So dürfen Chianti Classico »Normale« Weine erst ab dem 1. Oktober des auf die Ernte folgenden Jahres in den Handel gebracht werden, im Gegensatz zum 1.März bei den Chianti Weinen. »Gran Selezione« ist eine neue, seit 2014 zugelassene Kategorie in der Chianti Classico DOCG. Sie wird nur aus den eigenen Trauben des Weinguts gemacht, Traubenzukauf ist nicht erlaubt. Vor ihrem Release reifen diese Weine mindestens 30 Monate lang, davon ebenfalls drei Monate in der Flasche. Ab dem Jahrgang 2021 müssen Gran Selezione-Weine mindestens 90 Prozent Sangiovese enthalten. Obwohl 2010 technisch gesehen der erste Jahrgang für Gran Selezione war, werden auch Weine aus früheren Jahrgängen berücksichtigt, sofern sie den Nachweis erbringen können, dass alle Anforderungen erfüllt wurden. Chianti Classico Weine werden meistens im Barrique ausgebaut.
Dennoch gibt es im Chianti Classico zwei typische Bodentypen: den weichen, brüchigen, marmorartigen Galestro und den Sandstein Alberese. Mindestens 80 Prozent des Chianti Classico bestehen aus Sangiovese und der beste wächst auf den Galestro-Böden.
Östlich von Montalcino, weiter im Landesinneren, wird der Vino Nobile di Montepulciano im Städtchen Montepulciano und mehreren umliegenden Gemeinden erzeugt. Das Gebiet teilt sich mit den Brunello di Montalcino und Barolo DOCGs die Auszeichnung, eine der ersten DOCGs in Italien zu sein, denn alle drei erreichten diesen Status 1980. Vino Nobile di Montepulciano besteht zu mindestens 70 Prozent aus Sangiovese und seit 2010 zu höchstens 30 Prozent aus anderen toskanischen Rebsorten, darunter dürfen auch maximal fünf Prozent weiße Rebsorten sein. Der Vino Nobile di Montepulciano wird mindestens zwei Jahre lang gereift, davon mindestens ein Jahr in Holz. Riserva-Weine werden mindestens drei Jahre lang gereift. Vino Nobile di Montepulciano sind meist runder, saftiger und tiefer als Chianti, zugleich sind sie nicht so tanninhaltig wie Brunello.