Seillan, der Zugriff auf beste Lagen der Jackson Family bekam, träumte von einem Wein, der schlicht das Beste vereinen sollte, was denkbar war: Das Beste aus Sonoma im Stile eines klassischen Pomerols. Dafür verwendete er 1998 nur die besten Trauben aus Einzelstockselektion, verwendete nur den Saftabzug ohne Presswein und baute in schonend getoasteten Fässern aus. Das Ergebnis nannte er La Muse, die Muse. Die Jacksons sahen darin die Wahrheit, La Verite und ließen Seillan fortan freie Hand, um seiner Vision vom absoluten Spitzenwein zu folgen. Diese gewonnene Freiheit gipfelte nicht im größenwahnsinnigen Exzess, den man hätte erwarten können. Stattdessen konzentriert sich Seillan auf die Vorgaben seiner Herkunft Bordeaux. La Muse orientiert sich mit stets hohem Merlot-Anteil an Pomerol, die zweite Cuvée La Joie mit überwiegend Cabernet Sauvignon am linken Ufer. Der dritte Wein, Le Desir, entspringt Seillans persönlicher Liebe zur Cabernet Franc. Allen drei Weinen liegt sein hyper-perfektionistischer Anspruch zu Grunde, für das Beste Ergebnis auch nur das beste Ausgangsmaterial zu verwenden.
Die Lagen und deren Böden sind für Seillant der Schlüssel zur Exzellenz. Es folgen das Terroir, das Zusammenspiel aus Böden, Reben und Wetter. Das Produkt dieses Zusammenspiels wird danach in grenzenloser Sisyphusarbeit optimiert: Beste Trauben, beste Gerbstoffe, beste Holz-Selektion und letztlich das beste Blending.
Für die maximale Kontrolle dieses Puzzleteils lässt er das Holz aus zehn unterschiedlichen Wäldern für die Fässer in Frankreich lagern, (…)
In insgesamt 70 Blocks werden Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec in vier AVAs in Sonoma angebaut. Die 700 Meter hohe Lage Alexander Mountain Vineyard im Alexander Valley ist mit Merlot bestockt. Seillant nennt die schwere, eisenhaltige, rote Lehmparzelle seine „Petrus Lage“. Im Anakota Vineyard im Knights Valley dominieren Kiesel, Lehm und vulkanische Böden. In diesem Einzelweingarten steht Cabernet Sauvignon. Das Verite Vale in der AVA Chalk Hill besteht aus den namensgebenden kalkhaltigen Böden und die kühle Lage Jackson Park Vineyard auf gut 700 Metern im Bennett Valley im Petaluma Gap hat lehmige Böden, auf denen Cabernet Franc und Merlot gepflanzt sind. Vor der Ernte wird einmal zur Verison grün gelesen, gefolgt von einer weiteren Vorlese. Die Weinbergsarbeiten erfolgen nach biologischen Grundlagen, gespritzt wird nur auf natürlicher Basis (Fenchelöl, Orangenöl, Rapsöl). Sämtliche Weine von Verité bestehen ausschließlich aus Trauben strenger Einzelstock-Selektionen, die zum Zeitpunkt perfekter physiologischer Reife vergleichsweise früh von Hand gelesen werden. Die Trauben werden entrappt und durchlaufen danach den optischen Sortierer, so dass am Ende nur die besten der vollreifen, kleinen Trauben identischer Kalibrierung verwendet werden - nur knapp 20 Hektoliter pro Hektar ergeben puren Caviar!
Es wird kein Presswein verwendet, um der Überextraktion von Gerbstoffen vorzubeugen. Eine alte Korbpresse mutet bei all dieser Perfektion archaisch an, ist aber einer der Schlüssel zur grandiosen Qualität der Weine. Ein weiterer Schlüssel sind die perfekten Tannine, der persönliche Fetisch Seillants. Für die maximale Kontrolle dieses Puzzleteils lässt er das Holz aus zehn unterschiedlichen Wäldern für die Fässer in Frankreich lagern, um dann in Kalifornien vom eigenen Küfer Fässer nach seinen Vorstellungen fertigen zu lassen. Dabei verwendet er drei verschiedene Toastings für die verschiedenen Rebsorten und ihre Anforderungen. Nach der Vergärung werden die Weine nur einmal im Februar nach der malolaktischen Gärung zum Abbau der spitzen Apfelsäure abgestochen, danach passiert bis zur Füllung nichts. Sie reifen 36 Monate bevor sie vor der Füllung ihren ersten Schwefel bekommen, der mit 23mg verschwindend gering ausfällt. So wird garantiert, dass die Weine ihre höchstmögliche Authentizität und somit den Ausdruck ihrer Lage und ihrer Herkunft auf die Flasche bringen. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, denn Parker und Galloni loben die Weine von Verite stets mit Bestnoten in den Himmel. Allein 13-mal sind die hundert Punkte gefallen, u.a. im Jahre 2007 für die komplette Kollektion.