Aus dem Nichts heraus. Es gab keine familiären Vorbelastungen, keinen Grund und Boden, keine vinophile Initialzündung. Er kaufte 1972 eine Farm im Napa Valley, zu der ein paar alte Zinfandel-Rebstöcke und ein oller Traktor gehörten. Die Annahme, Napa stünde zwangsläufig gleichbedeutend mit Cabernet Sauvignon, ist ein Irrglaube, denn die ersten Cabernet Pflanzungen in dieser Gegend sind erst seit 1962 belegt – von Shafers damaligem Nachbarn John. Die Lage hieß John’s Upper Seven und sollte die Grundlage für den ersten Icon-Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley werden. Shafer bepflanzte den Berg hinter der Farm mit Cabernet Sauvignon, auf dem heute die Reben für den weltberühmten Hillside Select stehen. Weinbau in den Hanglagen war damals nicht üblich, man pflanzte nur im Flachland. Doch Shafer war voller Überzeugung und betrat Neuland, obwohl er sowohl mit den Hanglagen sowie mit Cabernet Sauvignon auf zwei unsichere Variablen setzte, für die es keinerlei Erfahrung gab. Der Rest ist mehr oder weniger Geschichte. Shafer gehört heute zu den besten Weingütern der Welt, der Hillside Select ist eine Benchmark für Napa Cabernet, dessen Ruhm nachweislich auf Shafer zurück zu führen ist. Darüber hinaus hat sich John R. Shafer lange dafür eingesetzt, dass der Stags Leap District 1989 zur ersten AVA innerhalb Napas erklärt wurde und dem Massenweingebiet zu mehr Profil verhalf.
Seit 34 Jahren fährt der Familienbetrieb wie auf Gleisen, auch hier gibt es keine Fluktuation in entscheiden Stellen.
Doug Shafer begann 1983 als Önologe und stellte das Jahr darauf direkt einen Assistenten ein, Elias Fernandez, der drei Wochen vor seinem High School Abschluss in den Betrieb einstieg. Inzwischen wurde er im Weißen Haus geehrt als Beispiel für mustergültige Integration. Seit 34 Jahren fährt der Familienbetrieb wie auf Gleisen, auch hier gibt es keine Fluktuation in entscheiden Stellen. Shafer bestreitet dank Solar-Technik seit einigen Jahren seinen eigenen Energieverbrauch, der Sunshine State Kalifornien macht’s möglich. Themen wie biologische Bewirtschaftung treten ebenfalls immer mehr in den Fokus, ganz nach Shafer’scher Manier: learning by doing. Man beobachtete, dass in einem balancierten Ökosystem weniger gespritzt werden muss und hat folglich Herbizide und Fungizide aus dem Programm genommen. Stattdessen setzt man auf Begrünung, Nistkästen für Eulen und Singvögel. Der neuste Stand der Technik erlaubt es durch Messung des Saftflusses in den Rebstöcken, genau festzustellen, wann wie viel bewässert werden muss. Das ermöglicht den Reben nicht nur eine eigenständige Existenz, es hat auch die Wasserkosten um zwei Drittel verringert und somit die Nachhaltigkeit Shafers nach vorne katapultiert. Der Vorsprung durch Technik mischt sich langsam mit der Erkenntnis der Vorzüge des nachhaltigen Weinbaus, was sich letztlich in der Qualität der verkosteten Weine zeigt. Insgesamt 201 Acres (81 Hektar) umfasst der Betreib, wovon allerdings nur knapp 22 Hektar bepflanzt sind. Der Rest ist zu steil oder zu steinig. Derweil werden neue Reben direkt unterhalb des Kellers angelegt, eine sukzessive Vergrößerung ist derzeit jedoch nicht vorgesehen.