Der studierte Gartenbauingenieur Lee Hudson hatte den richtigen Riecher, als er 1981 sein 800 Hektar großes Grundstück in der Carneros-Region im Süden des kalifornischen Napa Valley erstand. Damals war das Gelände in einem unberührten und verwilderten Zustand. Ohne Zweifel kann man sagen, dass Carneros eine der schönsten und vor allem qualitativ idealsten Weinbauregionen der Vereinigten Staaten ist. Durch die kühle Brise aus der Bucht von San Francisco, die ganz in der Nähe liegt, können die Trauben in Carneros langsamer und behutsamer reifen, um an Komplexität, Geschmack und Intensität zu gewinnen, ohne dabei an Säure und Ausgewogenheit zu verlieren.
Inzwischen hat Lee eine beachtliche Sammlung exotischer Pflanzen angelegt. Ihm gehört beispielsweise die größte Kakteensammlung und einer der größten Zierkürbisse Kaliforniens. Zudem werden Paprikaschoten und allerlei Bio-Gemüse angebaut, welche im eigenen Laden »Greens & Goods« in Napa verkauft werden. Biodiversität ist der Schlüssel zum Erfolg und über 200 Schafe und Ziegen gehören ebenfalls zur holistischen Herangehensweise. Sie mähen das Gras selbst zwischen dem wilden Gestrüpp zuverlässig und ultra kurz. Das hilft ungemein, um Wildfeuern vorzubeugen. 2017 machten die Feuer glücklicherweise vor Lees Wohnhaus halt – wenn auch nur wenige Meter. Obwohl er schon immer ein begeisterter Weinliebhaber war, beeindruckte Lee der Anbau der Reben viele Jahre lang mehr als die Weinherstellung selbst. Um wichtige Erfahrungen im Anbau von Trauben zu sammeln, verbrachte er in den 1970er-Jahren zwei wertvolle, lehrreiche Jahre mit der Familie Seysses von der Burgunder Domaine Dujac in Morey-St.-Denis. Zurück in Kalifornien setzte er sein Studium des Weinbaus und der Önologie an der berühmten Universität in Davis (dem Äquivalent zur Geisenheim-Universität in Deutschland) fort. Lee studierte unter anderem mit Cathy Corison, John Williams von der Frog’s Leap Winery und David Ramey – diese Connections aus der Studienzeit waren eine fabelhafte Starthilfe, denn einige seiner ehemaligen Kommilitonen wurden später langjährige Kunden. Die Liste seiner Kunden kann sich sehen lassen! John Kongsgaard, Kistler, Marc Aubert, Ramey gehören zu ihnen, um nur die bekanntesten zu nennen.
Ökologische und nachhaltige Weinbergsarbeit ist die Basis für die Herstellung von Qualitätstrauben. Integrierter Pflanzenschutz, tägliche Wetteranalysen, die Förderung einheimischer Gräser, die Verwendung von Vogelnistkästen, das Pflanzen von Bäumen und verschiedene Sanierungsmaßnahmen sind die wichtigsten Maßnahmen, die das Weingutsteam regelmäßig ergreift. Jedes Jahr werden über 600 Tonnen Kompost in den Weinbergen verteilt und nützliche Gründünger wie Bohnen, Hafer und Erbsen zwischen den Rebzeilen ausgepflanzt. Gesunde Böden, erzielt durch richtige Bewirtschaftung, gehören zur Weingutsphilosophie und sind für Lee Hudson ein Teil seiner Verantwortung.
Hudson is best known for their fine-tuned chardonnay wines, which have their own unique identity and character.
– Kevin Davy, jamessuckling.com
2004 begann die Hudson Ranch dann endlich auch eigenen Wein zu machen. Aus insgesamt 80 Hektar Weinreben werden selbst heute noch zwei Drittel der Trauben an die langjährigen, treuen Kunden verkauft – einige kaufen ihre Trauben schon seit 30 Jahren von der Hudson Ranch. Lee Hudson versteht sich auch heute noch in erster Linie als »grower«, der im Auftrag befreundeter Winzer und Weinmacher die jeweils vermieteten Parzellen bearbeitet. Der erste Önologe des Weinguts war kein Geringerer als der legendäre John Kongsgaard, der das Weingut immer noch berät und die Trauben für seinen Chardonnay von hier zukauft. Chardonnay steht übrigens im Fokus der Hudson Ranch. Obwohl die relativ kühle Region Carneros sowohl für Chardonnay als auch für Pinot Noir einen außergewöhnlichen Ruf genießt, eignet sich das Terroir auf diesem Grundstück besser für den Anbau von Chardonnay. An den Ausläufern der Mayacamas Mountains besteht der Boden hauptsächlich aus vulkanischem Gestein. Der Mt Veeder erhebt sich hinter dem Weingut. Ungefähr auf halber Hanghöhe ändern sich die Böden von vulkanisch hin zu gut durchlässigen Meeressedimenten.
Bis einschließlich dem Jahrgang 2017 wurden die Weine der Hudson Ranch in einer »Custom Crush Facility« gemacht. Für uns Europäer scheint das seltsam, aber in Kalifornien ist es vor allem für kleinere Weingüter gang und gäbe, sich einen Keller samt Ausstattung mit anderen Weingütern zu teilen. 2018 wurde schließlich das eigene, topmoderne State-of-the-Art-Weingut der Hudson Ranch fertiggestellt. Hier arbeitet der junge Winzer Clayton Kirchhoff, der bereits seit über 10 Jahren Önologe bei Hudson ist, mit der besten Ausstattung, die es auf der Welt gibt, inklusive einer hochmodernen optischen Sortiermaschine, die nur absolut perfektes Lesegut verarbeitet.
Qualität ist das ultimative Ziel von Lee Hudson und seinem Team. Die Weine heben sich durch ihre Spannung und ihre Energie ab, dabei hat jede Einzellage eine beeindruckend individuelle Aura. Weine aus der absolut obersten Liga und dennoch in Relation zu den Nachbarn glücklicherweise noch zu vergleichsweise moderaten Preisen.