Jim Binns ist ein Winzer-Genie – auch wenn der bescheidene Mann das so wahrscheinlich selbst nicht unterschreiben würde! Jedoch allein ein Blick auf seinen bisherigen Lebenslauf bestätigt diese ziemlich krasse Aussage. Jim war ganze 12 Jahre lang die rechte Hand Manfred Krankels, der mit seinem mittlerweile schon legendären Kult-Weingut Sine Qua Non die Erfolgswelle des kalifornischen Syrah und Mourvèdre einläutete. Ziemlich sicher haben Manfred und seine Frau Elaine damit sogar das Movement der Begeisterung für Rhône-Rebsorten im Golden State zu verantworten.
Bevor Jim 2012 gemeinsam mit seiner Frau Rachel sein eigenes Weingut aufbaute, trug er bei Sine Qua Non die Verantwortung für eine beachtliche Reihe an unbestreitbar grandiosen Weinen, die nicht selten und vor allem nicht ohne Grund glatte 100 Punkte von verschiedenen Weinkritikern einsackten. Dabei wuchs Jims Aufgabenbereich während der gemeinsamen Zeit mit Manfred Krankl stetig und ging schlussendlich weit über das normale Maß eines Önologen hinaus – er war am Ende in alle Geschäftsbereiche des ultra erfolgreichen Weinguts involviert. Für diese einzigartige Möglichkeit, die Weinwelt in all ihren Aspekten mit der Hilfe von Ikonen der Weinwelt kennenlernen zu dürfen, ist der bescheidene Mann bis heute dankbar.
Während seiner Zeit bei Sine Qua Non wurde der Anteil eigener Weinberge stetig, aber vorsichtig vergrößert. Sobald eine passende Lage zum Kauf angeboten wurde, schlugen Manfred und Elaine Krankl zu. Der Ambition, sich weg von zugekauften Trauben und hin zu mehr und mehr eigenen Weinbergen zu entwickeln, liegt der Wunsch nach noch größerer Qualitätskontrolle zugrunde. 2012 gaben Manfred und Elaine Krankl jedoch Jim und Rachel Binns fortan das Vorrecht und die Möglichkeit dazu, die Trauben aus genau der Lage zu kaufen, die Jims Meinung nach definitiv die beste von allen darstellte, aus denen Trauben für Sine Qua Non zugekauft wurden: der White Hawk Vineyard im Cat Canyon. Dieses offensichtliche Zeichen der Verbundenheit und tiefen Dankbarkeit für Jims beeindruckende Leistung war zugleich ein Akt der Freundschaft, und diese pflegen die beiden Familien bis heute.
Die Trauben dieser Parzellen des White Hawk Vineyard wurden von Anfang an, seitdem sie 2000 mit Reben bestockt wurden, von Sine Qua Non zugekauft und Jim hatte mit dieser Lage bereits seit 2005 gearbeitet.
Seit 2012 machten es sich Jim und Rachel zum Ziel, weitere Parzellen zu finden, deren Trauben sie für ihr eigenes Projekt zukaufen konnten und die eine positive und gleichwertig großartige Ergänzung des White Hawk Vineyard darstellen würden. Die beiden fanden eine passende Syrah-Parzelle im Larner Vineyard in der Region Ballard Canyon, die seit einiger Zeit immer mehr Ansehen für ihre herausragende Syrah-Qualität erhält. Zudem fanden Jim und Rachel eine mit Mourvèdre bestockte Parzelle im Alta Mesa Vineyard des Cuyama Valley. Diese drei Parzellen bilden bis heute das Fundament der faszinierenden Weine von Andremily. Jedoch konnte das Ehepaar ihr Lagen-Portfolio 2020 noch erweitern, als sich die einzigartige Möglichkeit ergab, eine Parzelle des Slide Hill Vineyard im Edna Valley zu erstehen. Die Geschichte des noch recht jungen Weinguts ist spannend wie ein Buch, das man nicht weglegen kann, und jedes neue Kapitel bringt weitere aufregende Entwicklungen mit sich.
Trauben vielversprechender Weinberge zu erhalten ist eine Sache, dafür zu sorgen, dass diese Weinberge auch die potenziell bestmöglichen Trauben hervorbringen, eine andere. Jim und Rachel sehen sich daher in erster Linie als Bauern. Sie arbeiten unermüdlich daran, die Weinberge dahingehend zu pflegen und zu bearbeiten, dass sie ihr volles Potenzial auch in ihren Trauben verwirklichen. Das bedeutet first and foremost niedrige Erträge, die dafür in ihrer einzigartigen Harmonie völlig stimmig sind. Die Weinberge werden biologisch bewirtschaftet. Jede Traube wird in ihrem absolut optimalen Reifezustand gelesen, das kann bei diesem unbeschreiblich hohen Qualitätsniveau, das hier bei Andremily angestrebt wird, erreicht werden, indem mehrere Durchgänge durch die Rebzeilen durchgeführt werden. So eine verrückte Detailverliebtheit findet man sonst auf der Welt eigentlich nur bei der Süßwein-Herstellung. Sobald diese Bilderbuch-Trauben dann im Gärtank ankommen, erfolgt erst mal ein »cold soak«, das heißt, sie werden eine Zeit lang heruntergekühlt. Durch diesen Vorgang behält der Wein am Ende seine ganz besonders intensive, vibrierende Fruchtklarheit und Fruchtintensität. Während heute der praktizierte »hands-off approach« in der Weinbereitung von vielen Weingütern wieder mehr und mehr gefeiert wird, geht Jim hier komplett andere Wege. Er ist besessen davon, seine Weine zur Perfektion hin heranwachsen zu lassen. Dafür beobachtet er jede Gärung und jeden Tank unaufhörlich, um die Extrahierung der Traubenschalen zu optimieren. Diese Balance ist nämlich unabdingbar, um diese Perfektion zu erreichen. Nach der Gärung wandert der Wein direkt in die zu 60 bis 70 Prozent neuen französischen Eichen-Barriques, wo er 22 bis 28 Monate lang ausgebaut wird.
I think it is safe to say that with the possible exception of Beaucastel’s Hommage a Jacques Perrin, there is no one in the world producing greater Mourvedre than Jim.
– Lisa Perrotti-Brown, Robertparker.com
Der Name Andremily setzt sich übrigens aus den Vornamen der beiden Kinder zusammen, Andrew und Emily. Andrew ist verrückt nach Basketballl, während die zwei Jahre jüngere Emily eine begeisterte Tennisspielerin ist. In den Ferien und vor allem während der Weinlese sind die beiden Teenager immer mit dabei und lernen schon seit Jahren, worum es im einzigartigen Weingut ihrer Eltern geht. Der Name Andremily erinnert somit immer an die Werte des Familienunternehmens. Insgesamt werden überschaubare 50.000 Flaschen pro Jahr abgefüllt.
Um ihr hohes Ziel der herausragenden Qualität zu erreichen, gehen Jim und Rachel niemals Kompromisse ein. Weder in den Weinbergen, noch im Keller. Die dabei entstehenden Weine sind druckvoll und dicht, dabei aber zugleich umwerfend vielschichtig. Diese Weine halten das Zepter des Hedonismus in der Hand, sie gehören zu den beeindruckendsten Tropfen, die ich in den letzten Jahren probiert habe, und das will was heißen!