Das Feine an Österreichs Beislkultur ist, dass man all diese kulinarischen Freuden auf seiner Zunge wiederfinden kann – ohne auch nur ein Bein unterm Beisltisch zu rühren. In jedem guten Gasthaus erschließt sich die Symbiose von Landwirt und Winzer, von Kunsthandwerk und Kultur, von Wirt und Gast: Vereint im Genuss.  Leider ist es nach Wien für viele recht weit. Wer trotzdem ein Stück österreichische Gastkultur will, lädt am besten ein paar Freunde ein und macht Tafelspitz. 

Es ist nicht nur ein Klassiker, sondern auch unfassbar praktisch, denn man kocht die Vorspeise (Brühe) gleich mit. Außerdem kann man so gleich zwei lokale Weine auf den Tisch stellen, und dann ist man auch schon fast vor Ort. Um die kleine Reise abzurunden, serviert man zum Hauptgang geriebenen Apfel mit Kren (Meerrettich), Kartoffeln und einer Schnittlauchsoße. Diese gibt es in vielen Varianten, mal kommt sie wie eine Bort-Milch-Mayonnaise mit Ei daher, mir gefällt sie am besten als Mehlschwitze. Das passt auch besser zur allgemeinen Entspanntheit des Gerichtes, Soßenfanatiker dürfen sich aber auch frei fühlen, die Kochzeit zu nutzen und sich stattdessen mit dem Rührbesen austoben. Die Dualität des traditionellen Tafelspitzes – mit Vorspeise und Hauptgang in einem Rutsch – bietet sich hervorragend an, auch bei der Weinbegleitung zweigleisig zu fahren. Nicht verzichten sollte man auf einen typischen Grünen Veltliner, der als weiße Leitrebe die alpenländische Kulinarik in sich trägt wie das Gericht selbst.

 

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