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Im Portrait

Bargylus

Bargylus

Hinter dem Weingut Bargylus in den Hochlagen Syriens steht wohl eine der verrücktesten und leider auch gefährlichsten Entstehungsgeschichten der Weinwelt. Nahe der Küstenstadt Latakia auf 900 Meter Höhe wurde das Projekt von den beiden Brüdern Sandro und Karim Saadé gegründet, die das Weingut jedoch per Telefon von ihrem Headquarter in Beirut aus führen müssen. Seit dem Kriegsausbruch 2011 konnten sie aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht mehr selbst in ihrem Weingut in Syrien vor Ort sein. Sobald die Trauben sich in Richtung voller Reife entwickeln, werden einige Trauben-Proben auf Eis gelegt und mit dem Taxi auf eine 5 Stunden dauernde Fahrt zum Grenzübergang in den Libanon geschickt. Dort entscheiden die Brüder dann über den Erntezeitpunkt. Je nach Jahrgang sind mehrere solcher Fahrten nötig. Manchmal ist die Grenze auch geschlossen oder der Transport wird aufgehalten. Es ist stets ein schwieriges und beizeiten auch gefährliches Unterfangen. 

Die exakte Route, die der fertige Wein am Ende aus dem Land heraus in Richtung Libanon nimmt, ist aus Sicherheitsgründen geheim.

Aber die Brüder wollen sich von der Situation vor Ort nicht unterkriegen lassen und an ihrem Traum vom syrischen Wein festhalten. Sie legen deshalb auch viel Wert darauf, dass alle Produktionsschritte bis hin zur Abfüllung in Syrien stattfinden. Es soll 100% syrischer Wein sein, auch wenn sie das jedes Jahr vor unzählige Herausforderungen stellt. Die exakte Route, die der fertige Wein am Ende aus dem Land heraus in Richtung Libanon nimmt, ist aus Sicherheitsgründen geheim. Manchmal findet der Transport auf dem Seeweg statt, manchmal über Land. Die Brüder stehen im täglichen Austausch mit ihrem Team vor Ort und versuchen alles so gut es geht zu managen. Ein Wahnsinnsaufwand, aber um Träume zu verwirklichen, muss man eben manchmal Berge versetzen. Mittlerweile gibt es tatsächlich 30 Weingüter in Syrien. Bargylus war der Vorreiter und ist bis heute die qualitative Spitze der winzigen Produktion des Landes. Der Wein wird von Kritikern wie Jancis Robinson und Hugh Johnson gelobt und befindet sich auf den Weinkarten internationaler Sterne-Restaurants von London bis Tokyo. Ein toller Erfolg und verdienter Lohn für die irren Umstände. 

Bargylus

Der Weinberg befindet sich etwa 60 Kilometer von der Stadt Latakia entfernt. Auf 900 Höhenmetern stehen die Reben an der Kuppe eines Berges und werden auch durch die Nähe des Meeres deutlich beeinflusst. Chardonnay und Sauvignion Blanc, sowie Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon werden hier angebaut. Die Lese findet zwischen Mitte September und Mitte Oktober per Hand statt. Die durchschnittlichen Erträge liegen bei unter 30 Hektoliter pro Hektar auf Lehm-durchzogenen Kalksteinböden. Die Trauben werden nach der Lese zweimalig sortiert und dann in Edelstahltanks vergoren. Der Ausbau erfolgt über ein Jahr in Barriques mit einem Neuholzanteil von einem Drittel. Die Bordeaux-Beraterlegende Stephane Derenoncourt ist hier Consultant und dementsprechend State-of-the-art ist auch die Weinbereitung. Die Weine sind beeindruckend in ihrer Reichhaltigkeit und Kraft. Sie erinnern etwas an mediterrane Weine von der Rhône oder dem Languedoc mit würziger Frucht und üppigen Tanninen. Die Weine von Bargylus geizen nicht mit ihrem opulenten Charme, hoher Fruchtkonzentration und samtig-üppigem Mundgefühl. Das ist wirklich eine faszinierende Geschichte, die hinter diesem Weingut steht, das mit Stolz und Fleiß die wohl gefährlichsten Weine der Welt erzeugt.