Ursprünglich war Kapstadt lediglich eine Zwischenstation auf dem Handelsweg nach Indien. Da man für die Weiterreise Wein benötigte, wurden Ende des 17. Jahrhunderts die ersten Rebstöcke gepflanzt. Wenige Jahrzehnte später wurde bereits süßer Wein aus Groot Constantia nach Europa exportiert. Der eigentliche Erfolg des südafrikanischen Weinbaus kam jedoch erst nach dem Ende der Apartheid.
Der Weg in die Weltklasse ist ein sehr langer und noch stetig andauernder Verlauf, aber das Potential ist enorm. Stellenbosch, Paarl, Franchhoek und Constantia, alle Weingebiete waren mal auf dem großen Sprung nach oben, aber ganz geschafft haben sie es nicht. Stellenbosch blieb immer der hochklassige primus inter pares dieser Weinregionen. Das östlichere, meeresnahe Robertson in der trockenen Halbwüste Klein-Karoo, einer Oase mit großartiger unterirdischer Wasserversorgung, hatte erst niemand so richtig auf dem Schirm, und doch stellte dieses Gebiet sich immer mehr als hervorragend heraus. Nein, Weltklasse gibt es hier noch nicht, aber zumindest ungeheuer gute Sauvignon Blancs und Chardonnays. Die letzten Jahre drängen die neuen Stars des Western Capes mit Chenin Blanc und Syrah so langsam ins Oberhaus. Overberg, Walker Bay und Swartland sind heute die gleichwertigen Regionen zu Stellenbosch, durchaus auf dem Weg zur Weltklasse.
Es ist ein besonderes, vielleicht unvergessliches Erlebnis, wenn man Kapstadt vom Wasser aus erreicht. Die Schönheit der Bucht mit dem darüber thronenden Tafelberg dürfte gerade jene in Begeisterung versetzt haben, die den langen Seeweg von Europa aus per Segelschiff gemeistert hatten. Im 17. und 18. Jahrhundert war Kapstadt der Zwischenstopp auf der Handelsroute nach Indien, und die Niederländer hatten den Ort gegründet, um die Vielzahl der Schiffe der Ostindien-Kompanie versorgen zu können. Damals waren Wein und andere alkoholische Getränke ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung; denn man konnte mit ihnen das Wasser haltbarer machen. Kapstadt wuchs schnell und mit der Stadt auch der Weinbau. Zunächst war es der Niederländer Jan van Riebeeck, später waren es deutsche und französische Weinbauern, die Know-how einbrachten und die geeigneten Sorten für den Weinbau wählten.
Die Bemühungen, eine international anerkannte Weinbauregion zu werden, wurden im 19. Jahrhundert durch die Reblaus zunichte gemacht, die kurz nach Europa auch Südafrika erreichte. Auf Dauer noch verheerender als die Phylloxera war allerdings die Rassentrennung, die 1910 eingeführt wurde und nicht nur großes Leid und Unrecht brachte, sondern das Land und damit auch den Weinbau in eine lange Phase der Stagnation versetzte. Dies änderte sich erst mit dem Ende der Apartheid. Seitdem ist Südafrika wieder auf dem Weg zu höheren Standards und hat viel beachtete Weine hervorgebracht. Aber vor allem mit dem letzten Generationswechsel und den damit verbundenen Innovationen ist die Hoffnung auf den echten Durchbruch wieder da.
Der Weinbau in Südafrika findet überwiegend rund um Kapstadt statt. Das traditionsreichste Gebiet ist die Region Western Cape mit den Distrikten Stellenbosch und Swartland an der qualitativen Spitze, gefolgt von Paarl, Franschhoek und Constantia. Die neue Generation in den südafrikanischen Weingütern ist auf der Suche nach alternativen, vor allem kühleren Zonen, die meist hoch in den Bergen oder nahe am Meer liegen und bevorzugt über alte Buschreben verfügen. So können neue Weinbauregionen stärker in den Fokus, beispielsweise Elgin, das an der Südküste liegt, oder Hemel-en-Aarde an der weinmäßig hervorragenden Walker Bay. Waren es früher vor allem Bordeaux-Cuvées, Sauvignon blanc, die hier überragend gute Chenin blanc und Südafrikas eigene Rebsorte Pinotage, die exportiert wurden, rücken derzeit auch Rhône-Sorten in den Vordergrund, allen voran Syrah, aber auch Grenache und Cinsault. Neben alten Chenin-Reben wird auch das Potential der Rebsorte Sémillon immer stärker genutzt.
Während Neuseeland sich einen Namen mit Sauvignon Blanc und Pinot Noir gemacht hat, Argentinien mit Malbec und Pinot Noir und Chile mit Cabernet und Carménère, fehlte Südafrika bisher der entscheidende, unverwechselbare Stil. Doch vielleicht sind die jungen, ungebundenen Weingüter des Western Cape mit ihren überragenden Chenin Blanc und Syrah auf dem richtigen Weg. Im obersten Preissegment jedenfalls versucht man die bisher klaffende Lücke zu schließen. Diese Leuchttürme scheinen immer auch auf die Weine, die sich sonst im Schatten befinden. Wer die neuesten, ambitionierten Weine Südafrikas probiert, dürfte durchaus begeistert sein, und man kann nur hoffen, dass sich das weiter herumspricht.