Gin, ein Getränk, das um die Welt reiste, seinen Ursprung in den Niederlanden fand und in England zu Ruhm gelangte, gehört heute zu den beliebtesten Spirituosen weltweit. Ob als klassischer Gin & Tonic oder in modernen Cocktails – Gin ist vielseitig, komplex und doch herrlich unkompliziert im Genuss. Seine Wurzeln liegen tief in der Geschichte, von medizinischen Experimenten bis hin zum Kultgetränk.
Die Entstehungsgeschichte des Gins
Die Reise des Gins begann im 17. Jahrhundert mit dem deutschstämmigen Arzt Franziskus de la Boë, der in den Niederlanden den Genever entwickelte – eine Mischung aus Alkohol und Wacholder, anfänglich gedacht zur Linderung von Magenbeschwerden. Doch bald entdeckte man, dass diese Wacholdertinktur nicht nur heilend wirkte, sondern auch gut schmeckte. Der »Genever« trat seinen Siegeszug an und fand schließlich den Weg nach England, von nun an besser bekannt unter dem Namen »Gin«.
Im 18. Jahrhundert erlebte Gin dann einen regelrechten Boom – und einen ebenso schnellen Absturz. Die sogenannte »Gin Epidemie« erfasste das ganze Land: Gin wurde billig und leicht zugänglich, vor allem für die ärmeren Bevölkerungsschichten. Doch dies führte zu einem Anstieg von Alkoholismus und Kriminalität, was Gin den wenig schmeichelhaften Beinamen »Mother’s Ruin« einbrachte. Es dauerte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, bis strengere Gesetze und Kontrollen die Qualität des Gins verbesserten und ihn schließlich seinen Platz in der Gesellschaft wiederherstellten. Ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Gins wurde in Indien geschrieben, als britische Soldaten Gin mit Chinin-reichem Tonic Water mischten, um Malaria vorzubeugen. Der Gin mit Tonic ist geboren – ein Klassiker, der bis heute untrennbar mit Gin verbunden ist.
Die Herstellung: Ein Spiel mit den Botanicals
Gin erhält seinen einzigartigen Charakter durch die Destillation von Neutralalkohol mit den sogenannten Botanicals. An erster Stelle steht dabei immer die Wacholderbeere, die dem Gin seinen einzigartigen und unverwechselbaren Charakter verleiht. Daneben kommen eine Vielzahl von weiteren Aromen ins Spiel – von Koriandersamen über Zitrusfrüchte bis hin zu exotischen Zutaten wie Ingwer oder Angelikawurzel. Die genaue Zusammensetzung variiert von Brennerei zu Brennerei und sorgt dafür, dass jeder Gin zu einer Art »kleinem Kunstwerk« wird.
Es gibt dabei verschiedene Methoden, um die Aromen in den Gin zu bringen. Bei der Mazeration werden die Botanicals in Alkohol eingelegt, damit sie ihre Aromen langsam abgeben. Die Digestion hingegen nutzt Hitze, um die ätherischen Öle aus den Zutaten zu lösen. Und bei der Perkolation wird der Alkohol in gasförmigem Zustand durch Siebe geleitet, in denen die Botanicals liegen – eine besonders schonende Methode, um die Aromen einzufangen. Welche Methode genutzt wird, hängt von der jeweiligen Meisterhand und Stilistik ab.
Gin heute – Vielfalt und Faszination
Seit einigen Jahren erlebt Gin eine Renaissance wie nie zuvor. Von klassisch bis modern, von herb bis fruchtig – es gibt unzählige Variationen, die in Bars auf der ganzen Welt ihren festen Platz haben. Ob der traditionelle London Dry Gin oder modernere Interpretationen mit ausgefallenen Botanicals – Gin bleibt spannend, vielseitig und ist immer für eine Überraschung gut.