Manus Vater Gerardo Michelini hatte 2008 gemeinsam mit Andrea Mufatto eines der beeindruckendsten Weingüter Argentiniens gegründet. Die beiden hatten nur ein Ziel: die besten terroir-getriebenen Weine des Landes auf die Flasche zu bringen. Schnell kamen fantastische Bewertungen und damit auch der Erfolg. Sich darauf auszuruhen war nicht ihre Sache und so begaben sie sich nach Spanien, um neue spannende Projekte zu realisieren. Zunächst verliebten sie sich in die Landschaft des Bierzo im Nordwesten Spaniens und beschlossen, den vergessenen Orten Valdecañada, Ozuela und Santalla neues Wein-Leben einzuhauchen und ließen sich dazu auf einem alten Weingut in Toral de Merayo nieder.
2017 begab sich Manu auf Entdeckungstour in der Region Rioja. Detailverliebt und unermüdlich erkundete er jedes der Rioja-Dörfer, um die Eigenschaften ihres Terroirs zu erkunden und zu verstehen. 2019 traf er dabei auf Carlos Fernandez, dessen Familie seit fünf Generationen als Traubenbauern tief im Ort Labastida verwurzelt ist. Carlos gehört mit Remelluri und der Familie Rodriguez zu den wichtigsten Weinpersönlichkeiten des Ortes und fokussiert sich auf Topqualität aus Bio-Trauben.
Das Terroir von Labastida, nordwestlich der Stadt Logroño in der Rioja Alavesa, beeindruckte Manu nach seiner langen und ausgiebigen Recherche ganz klar am meisten.
Diese Unterregion der Rioja liegt im baskischen Teil Spaniens und ist sowohl die nördlichste als auch die kleinste der drei Unterregionen. Hier stehen sehr alte Reben auf Höhenlagen zwischen dem kantabrischen Gebirge und dem Fluss Ebro. Die Landschaft ist vom kontinentalen Klima und zudem vom kühlen kantabrischen Wind geprägt. Die Böden sind eine Mischung aus kalkreichem Ton und Sand.
Manu und Carlos bearbeiten hier sechs Hektar Rebberge, die auf fünf Cru-Lagen in den Seitentälern von Labastida verteilt sind. Ohne Zertifizierung arbeiten sie 100 Prozent Bio, zum Teil sogar biodynamisch. Die Zertifizierung werden sie in wenigen Jahren bekommen. Die jüngsten Reben stehen in der Lage »Castrijo« und sind mindestens 21 Jahre alt, die ältesten in der Lage »Las Silentes« sind sogar über 77 Jahre alt. Gearbeitet wird kompromisslos naturnah, in »Las Silentes« bereits mit dem Pferd, und in Zukunft wird in allen Lagen mit dem Pferd gepflügt werden.
Neben den Rotweinen arbeiten Manu und Carlos auch an einem kleinen und exklusiven Weißwein-Projekt, davon wird es aber insgesamt nur 400 Flaschen geben, und ich bin schon heute gespannt, den Wein zu probieren. Ihre drei Rotweine werden im Keller aus dem 12. Jahrhundert ausgebaut. Dieser Keller ist mit seiner konstanten Temperatur und Luftfeuchtigkeit ein unbezahlbarer Schatz und natürlich ein weiteres Puzzleteil, das zur Perfektion der Weine von Dominio del Challao beiträgt. Der Ausbau im Holzfass dauert je nach Wein und Jahrgang zwischen 21 und 23 Monate.
Man kann schon sagen, dass Manu ein absoluter Freak ist, wenn es um die Perfektion des Ausbaus geht.
Er arbeitet mit verschiedenen Küfereien und Holz aus drei Wäldern, zwei davon sind in Frankreich und der dritte in Österreich. Jede einzelne Holzdaube wird von Manu gemeinsam mit dem jeweiligen Küfer ausgewählt! Dabei werden 225, 228, 1.000 und 2.000 Liter große Fässer hergestellt. So wird für den Grenache, der leichter oxidiert und daher weniger Luftaustausch benötigt, großes Holz aus extra dicken Dauben gewählt. Jedes Fass wird speziell für eine bestimmte Parzelle gebaut. Durch diese etwas verrückte Herangehensweise können die Weine so lange im Holz reifen, bis sie die perfekte Textur erreicht haben und das, ohne dass das Holz schmeckbar ist.
Der Angelita ist ein Blend aus Trauben von insgesamt 6 Hektar der verschiedenen Cru-Lagen in der Ortschaft Labastida. Die Tempranillo spielt die erste Geige, aber fünf weitere Rebsorten sind ebenso als Mitspieler im Blend. 30 Prozent Ganztrauben werden im Beton vergoren. Nach 30 Tagen auf den Schalen wird der Wein in einer Mischung aus 225, 500 und 1.000 Liter großem Holz ausgebaut. Elegant und mit Spannung – das ist der Wein, der die wundersame Tür zur Welt der Weine von Dominio de Challao öffnet.
Die Einzellage Garnacha spielt in derselben Liga mit den fabelhaften Garnacha von Comando G, aus den Höhenlagen in der Nähe Madrids. Die über 40 Jahre alten Buschreben der nur ein Hektar großen Lage von Dominio de Challao stehen auf 600 Höhenmetern in Nordexposition und unterhalb des Mount Toloño, im Zentrum von Labastida. Hier ist der Boden extrem kalkhaltig und das spiegelt sich auch im Wein, denn er ist ein puristisches, animierend salziges Meisterwerk voller Spannung. 70 Prozent Ganztrauben werden mit den Füßen gestampft, dann mit wilden Hefen im Beton vergoren und anschließend in einem einzigen 2.000 Liter großen Fuder aus extra dicken französischen Holzdauben ausgebaut. Das Ergebnis ist eine der feinsten Grenache, die ich aus Rioja je probiert habe.
Der Challao ist der Topwein des Weinguts. Er kommt aus zwei verschiedenen Parzellen in den höchsten Lagen von Labastida, auf 580 bis 600 Höhenmetern. Hier hat der Atlantik starken Einfluss auf das Wetter. Die Böden bestehen aus fast reinem Kalkstein mit Sand und Mergel. 40 Prozent Ganztrauben werden mit wilden Hefen vergoren. Die Lagen werden zunächst ein Jahr lang separat ausgebaut und reifen anschließend noch ein zweites Jahr als fertiger Blend in Barriques. Von dem eleganten Superstoff gibt es gerade mal 1.500 Flaschen!
Gemeinsam setzen Manu und Carlos den Traum von Finesse in Rioja in die Realität um. Dominio de Challao ist dabei gänzlich eigenständig, außerordentlich vielversprechend und hat Eleganz-Potenzial ohne Ende.