Oscar Alegre war zehn Jahre der Export Manager bei Alvaro Palacios und arbeitet nun für Telmo Rodriguez, Eva Valganón ist studierte Önologin aus einer Winzerfamilie. Alegre Valganón ist nun das kleine, 2014 gestartete Projekt der beiden. Somit haben sie alle Freiheiten eines Weingutes in erster Generation. Wir haben hier im Norden der Rioja sehr komplexe Böden aus Sandstein, Lehm und Kalkstein, sehr ähnlich zu denen in der Topregion Rioja Alavesa. An der Bergkette der Obarenes liegen etwas weiter im Inland auch die klassischen Superstars der Region, also Vina Tondonia, Prado Enea und Imperial. Die Weinberge der Familie Valganón liegen allerdings etwas näher an der Küste, hier dominiert der atlantische Einfluss schon sehr deutlich. Das Klima hier ist insgesamt etwas kühler, windiger, nasser und rauer als im Kerngebiet der Rioja. Es gibt nur wenige Winzer, die kühn genug sind, hier draußen im abgelegenen Nordwesten der Rioja Spitzenwein zu erzeugen. Die Trauben reifen länger am Stock und geraten stets etwas leichter und filigraner, die Tannine bekommen von Alegre Valganon somit längere Ausbauzeiten, um zur delikaten Frucht zu passen.
Die Valganons sind äußerst ehrgeizige und penible Arbeiter im Weinberg, sie rekultivieren alte Weinberge und arbeiten ohne chemische Unkrautvernichter und Ähnliches in einem sehr naturverbundenen Stil. Sie sind stets auf der Suche nach Top-Parzellen mit uralten Reben, die sie mit ihrer schonenden Hand rekultivieren können. Damit sind sie auf dem besten Wege, ihr Projekt zur herausragenden Kleinproduktionen der nördlichen Ecke der Rioja zu machen. Eva und Oscar sind große Anhänger der klassischen Riojaweine des vergangenen Jahrhunderts. Kühl, straff, saftig, mit einer belebenden Frische am Gaumen und einem eleganten Spiel auf der Zunge. Niemals schwer, aber dennoch unglaublich langlebig. Ein Stil, der heute in den wärmsten Teilen der Rioja auf Grund der aktuellen klimatischen Verhältnisse schon gar nicht mehr zu erreichen ist. Nur noch in den besten Hochlagen, vor allem in der Rioja Alavesa, und eben hier im abgeschiedenen Nordwesten am Fuße der Obarenesbergkette, ist solch ein Cool-Climate Rioja Stil noch möglich. Und genau diesen verkörpern die Weine von Alegre Valganón. Tempranillo und Garnacha geraten hier niemals fett und marmeladig, sondern feinfruchtig, aromatisch und tänzelnd. Die Weißweine haben eine famose Säurestruktur und zeitlose Eleganz wie die der Familie Lopez de Heredia von Vina Tondonia. Ein bisschen Schalenkontakt bei den Weißweinen spendet viel Aroma und eine satte Farbe, ohne jemals die belebende Frische zu verlieren.
Kühl, straff, saftig, mit einer belebenden Frische am Gaumen und einem eleganten Spiel auf der Zunge. Niemals schwer, aber dennoch unglaublich langlebig.
Hier zeigt sich eben die elegante, verspielte und kühle Seite Spaniens. Zudem ist das Ganze mit einer filigranen Handschrift zu solch delikater Trinkbarkeit vinifiziert, dass die Flasche immer ausgetrunken wird. Alle Weine werden stets spontan vergoren, um die maximale Typizität zu erhalten. Die zartere Frucht der Reben aus den kühleren Weinbergen verträgt sich nicht so sehr mit langem Barrique-Ausbau. Weshalb die beiden, inspiriert durch die großen Klassiker des Barolo, ihre Weine in größeren Fässern ausbauen, um die Feinheit zu bewahren. Es sind Weine für die Trinkfreude, keine Blockbuster. Neben der floral-verspielten, kühlen Garnacha begeistert vor allem die Spezialabfüllung des Rioja Blanco, die volle drei Jahre im Fass auf der Hefe verbleibt. Ein leicht oxidativ-würziger Weißwein für ein unendliches Leben im Stil der großen Klassiker der frühen Vorzeit der Rioja, heute sonst fast nur noch von Tondonia so gepflegt. Alegre Valganón sieht mit diesem famosen kleinen Projekt einer strahlenden Zukunft als Aushängeschild dieser etwas vergessenen Region. Leider ist die Produktion auf Grund des Garagenweingut-Charakters sehr limitiert. Aber die qualitativen Ansätze sind bereits auf höchstem Niveau und die Weine sind bei aller Klasse auch saftige Delikatessen, die dennoch von ihrer wilden Herkunft berichten.