Die Besonderheit ist der hier vorherrschende Tempranillo-Klo mit dem Namen »Tempranillo Peludo« – eine Variante, welche in dieser Form nur in der Gemeinde San Vicente de la Sonsierra nachgewiesen ist. Der Wunsch der Familie Eguren, unbedingt Weine dieses besonderen Klons zu erzeugen, war überhaupt erst der Auslöser, das Weingut zu gründen. Marcos versteht sich in erster Linie als Winzer und weniger als Weinmacher, denn große Weine entstehen für ihn durch das einzigartige Terroir im Weinberg. Durch Vinifikation und Ausbau kann die Qualität seiner Meinung nach nur erhalten werden, aber nicht erst im Keller entstehen.
Die namensgebende 18 Hektar große Einzellage »Senorio de San Vicente« fällt in südwestlicher Lage steil zum Ebro ab und ist mit uralten Tempranillo-Stöcken bepflanzt. Ausgebaut werden die Weine im sorgfältig restaurierten Gebäude im Zentrum von San Vicente de La Sonsierra. Bemerkenswert bei der Weinerzeugung ist dabei die gut zehn- bis fünfzehntägige Gärung mit einer anschließenden Maischestandzeit von rund 20 bis 40 Tagen. Nach dem Barriqueausbau werden die Weine ohne Filtration abgefüllt. Ist es vorwiegend das Können des verantwortlichen Önologen Marcos Eguren, die Qualität des Traubenmaterials oder die gute Lage mit dem durchsetzten Verwitterungsgestein, was für derart gute Weine verantwortlich zeichnet? In diesem Fall wohl alles zusammen. San Vicente ist die pure Finesse, so etwas wie der Burgunder unter den Spaniern, ein archetypischer Vorzeigewein, vorbildlich für die iberische Halbinsel. Es gibt zwar größere, aber kaum besser balancierte Weine in Spanien und Portugal.