Vega Sicilia ist Synonym mit Prestige und mythischem Genuss, denn alle Weine sind seit jeher streng zugeteilt und rar. Von europäischen Königshäusern zu Winston Churchill, die Liste prominenter Verehrer und Anhänger des wohl besten Weinguts Spaniens ist lang – und jedes Jahr kommen mehr und mehr erpichte Sammler hinzu. Wobei die Message klar ist: Wein wird für den Genuss gemacht, nicht um endlos im Keller als Sammlerstück vergessen zu werden, deshalb kommt Vega Sicilias Flagship, der Unico, auch stets mit einer gewissen Reife auf den Markt. Dennoch hält er darüber hinaus meist weitere Jahrzehnte. Robert Parker kommentierte bereits 1988:
Impressive. This wine should occupy a place in history alongside the greatest Bordeaux of the sixties.
– Robert Parker
Vega Sicilia ist Spaniens legendärstes Weingut und das spanische Pendant zu den 1ers Grands Crus aus Bordeaux. Seit über 150 Jahren wird hier die Essenz von einzigartigen Böden und bestem Traubenmaterial auf die Flasche gefüllt.
Ribera del Duero – Kultregion zwischen Fluss und Gebirge
Das prestigeträchtige Anwesen befindet sich im im Ort Valbuena, im westlichen Teil der Ribera del Duero und somit im Norden Spaniens. Ein massives Plateau im Süden der Region erhebt sich auf fast 1000 Höhenmete und bis auf 700 bis 850 Höhenmetern sind sogar noch jede Menge Weinberge zu finden. Das Klima in der Region ist extrem kontinental, also von heißen Sommern und knackig-kalten Wintern geprägt. Die großen Unterschiede zwischen Tages- und Nachttemperaturen sind das besondere Geheimnis der Region – und obwohl die Ribera del Duero auf einem südlicheren Breitengrad liegt, wird durch die Höhenlage hier wesentlich später gelesen als etwa in Bordeaux.
Vega Sicilias Weinberge erheben sich leicht südlich vom Fluss Duero. Die Böden von Vega Sicilia, die auf einer sanften Steigung liegen, unterscheiden sich durch den überdurchschnittlich hohen Anteil an Kalkstein von anderen Weingütern der Region. Das bringt Eleganz und Finesse, trotz der atemberaubenden Power, die der Unico ins Glas bringt. Es ist bei aller Kraft und Intensität, niemals ein fetter, beschwerlicher Wein. Dazu trägt sicherlich auch der Unterboden von Sand und Quarzit bei. Denn sandige Böden sind auch in den Hochlagen um Madrid ein Garant für eine feine und elegante Textur. Vega Sicilia – man muss es so sagen – liegt auf einem großen Terroir, ein Stück weinheiliges Land mit perfekter Ausprägung.
Die Geschichte einer Legende
Die spannende Geschichte des Weinguts beginnt mit Don Eloy Lecanda y Chaves, der das Familienanwesen 1859 erbte. Damals wurde hier hauptsächlich Getreide angebaut und Schafzucht war das zweite Standbein des klassischen landwirtschaftlichen Betriebs.
Nach der legendären Klassifikation von Bordeaux 1855, in welcher die teuersten und begehrtesten Bordelaiser Weine in Rangfolge gebracht wurden, wurde Don Eloy auf Wein aufmerksam. Das führte zur Wende für Vega Sicilia, bis dato quasi ein Bauernhof. 1864 reiste er nach Bordeaux und brachte Cabernet Sauvignon-, Merlot- und Malbec-Setzlinge mit. Gemeinsam mit Spaniens feinster Rebsorte Tempranillo, die in Ribeira del Duero »Tinto Fino« heißt, sowie Garnacha pflanzte er die französischen Reben in die kargen, trockenen Böden von Vega Sicilia.
Die großen Weine von Bordeaux waren zwar sein Anstreben, jedoch war Don Eloy mehr Bauer als Winzer – und so konzentrierte er sich eher auf den Anbau der Trauben als aufs Weinmachen an sich. Aus den Weinen wurde zunächst Branntwein gemacht, der aber immerhin an den königlichen Hof geliefert wurde. Nachdem Don Eloys Kinder das Gut übernahmen, kam es in wirtschaftliche Schwierigkeiten, da keines von ihnen ein ausreichendes Gefühl für Wirtschaftlichkeit hatte. In den kommenden Jahren wechselte das Weingut noch mehrmals die Hände. Als es 1903 an Antonio Herrero verkauft wurde, verpachtete dieser es wiederum an Cosme Palacio, einen fähigen Winzer aus der Rioja – und die Erfolgsgeschichte kam langsam in Fahrt. Nach wenigen Jahren gewannen die Weine bei Wettbewerben eine Reihe von Preisen im In- und Ausland.
Unter der Aufsicht von Cosme Palacio wurde mehr Fokus auf die Weinqualität gelegt und zum ersten Mal in der Geschichte des Anwesens wurde dann ein gelernter Kellermeister eingestellt. Domingo de Garramiola y Arbe, auch »Txomin« genannt, lernte das Winzerhandwerk im zarten Alter von elf Jahren. Mit 27 Jahren kam er zu Vega Sicilia und kreierte, was bald zum berühmtesten und gefragtesten Wein Spaniens werden sollte. Obwohl sie ähnlich lange reiften, wie die Weine der Rioja, ähnelten die Weine im Charakter eher einem großen Bordeaux, natürlich auch durch die französischen Rebsorten. Heute ist klar, dass Txomins geniale Herangehensweise für die Entstehung der Weinlegende um Vega Sicilia maßgeblich war.
In der Zwischenzeit verschenkten die Herrero Brüder Flaschen an befreundete Prominente und Aristokraten. Dadurch verbreitete sich der Ruf von Vega Sicilia wie ein Lauffeuer um den Globus. 1929 wurden der 1917er und 1918er Jahrgang bei der Universal Exhibition in Barcelona ausgezeichnet – der Grundstein für den Weltruf von Vega Sicilia war gelegt.
Nach Kriegen und Wirtschaftskrisen wechselte das illustre Anwesen noch mehrere Male den Besitzer, bevor es 1982 von seinen derzeitigen Eigentümern, der Familie Álvarez, erworben wurde. Heute basiert der Erfolg des Weinguts auf seinem herausragenden Terroir, dem noch immer bedingungslosen Qualitätsdenken und der sehr klugen Vermarktung durch Familie Álvarez.
Die Juwelen in Vega Sicilias Krone
Das Flaggschiff des Weinguts ist der Único Gran Reserva, übersetzt bedeutet Único »einzigartig«. Er wird nur in den besten Jahrgängen gemacht – und die Menge fällt irgendwo zwischen 40.000 und im äußerstes Fall mal 100.000 Flaschen pro Jahrgang aus. Durch das harsche Klima und unter anderem auch dem Frostrisiko, gibt es in Ribeira del Duero erhebliche Schwankungen bei der Erntemenge. Die Trauben kommen von ausgewählten Parzellen, von denen man heute weiß, dass sie die langlebigsten Weine hervorbringen. Der Holzausbau variiert enorm. Je nach Jahrgang verbringt er mehr oder weniger Zeit in Barriques und Fässern verschiedenen Alters und verschiedener Größen.
Der Único steht Kopf an Kopf mit den besten Rotweinen der Welt – und seine lange Geschichte attestiert die unglaublich konsistente Qualität über Jahrzehnte.
Die absolute Besonderheit ist aber sein Releasedatum, denn der Único reift immer mindestens zehn Jahre nach der Lese, bevor er auf den Markt kommt. Das kann auch mal auf 20 Jahre oder mehr verlängert werden, je nach Jahrgang. Zum Beispiel wurde der 1970er erst nach 25 Jahren verkauft. Ein Teil des Jahrgangs, der in Magnum Flaschen gefüllt wurde, kam sogar erst im Jahr 2000 auf den Markt. In unserer schnelllebigen Zeit ein Unikum!
Die Único Reserva Especial ist ein Blend aus üblicherweise drei Jahrgängen. Durchaus verwirrend, dass gerade Vega Sicilias teuerster Wein keinen Jahrgang auf dem Etikett trägt. Heutzutage wird ein Jahrgang auf Weinflaschen zwar als Qualitätsmerkmal angesehen, aber traditionell hatte jede Bodega in Ribeira del Duero eine »special reserve« – der bestmögliche Blend aus allen Weinen die zu diesem Zeitpunkt in der Bodega waren. Vega Sicila hat diese Tradition im Reserva Especial bewahrt. Das Ergebnis ist eine wahre Symphonie aller Komponenten. Das Release Datum ist auf dem Etikett vermerkt, sowie auch welche Jahrgänge im Blend sind.
Der »Einstiegswein« ist der Valbuena 5°. Im Gegensatz zu den beiden Top Weinen, die ein Blend aus Tinto Fino, Cabernet Sauvignon und Merlot sind, ist der Valbuena ein reiner Tinto Fino. Er kommt im Alter von fünf Jahren auf den Markt, daher die Nummer 5. Mindestens drei Jahre verbringt der Valbuena in einer Mischung aus französischen und amerikanischen Fässern verschiedenen Alters und verschiedener Größen. Obwohl er »Reserva« auf seinem Etikett trägt, ist der Valbuena eigentlich ein Gran Reserva, also mit den allerbesten Weinen anderer Weingüter vergleichbar. Der Valbuena ist ein Wein der hervorragend reifen kann – und 20 Jahre im Keller ist nicht unbedingt eine lange Zeit für ihn. Er hat meist glockenklare rote Kirsche und Beeren im Geschmacksprofil, wobei in wärmeren Jahrgängen auch mal Pflaume und Brombeere mitschwingen.
Die Schwester Weingüter von Vega Sicilia
Die Álvarez Familie hat neben Vega Sicilia ein Portfolio von weiteren herausragenden Weingütern aufgebaut:
Die Bodega Alión liegt nur ein paar Kilometer entfernt von Vega Sicilia, Richtung Peñafiel auf einem Plateau, auf derselben Fluss Seite des Duero. Pablo Álvarez wollte das topmoderne Weingut aber komplett separat halten. Hier spielt die abgerundete, harmonische Eleganz von 100 Prozent neuen französischen Barriques aus Nevers und Allier die allererste Geige. Nach den 12 bis 15 Monaten Ausbau im Barrique reift der Alión weitere 20 Monate in der Flasche bevor er auf den Markt kommt. Das Gut steht nicht nur in seinem illustren, modernen Design, sondern auch in der Konzentration und Komplexität seiner Weine, den berühmten Bordeaux-Châteaux in nichts nach. Es bringt einen komplett anderen, moderneren Ausdruck der Ribera del Duero auf die Flasche. Schon der erste Jahrgang 1991 katapultierte Alión in die Liste der 100 besten Weine des Jahres des Wine Spectator. Hohe Bewertungen von Robert Parker ließen nicht lange auf sich warten.
Die Álvarez Familie war mit dem Weingut Pintia auch einer der Vorreiter der aufstrebenden Region Toro, die sich westlich von Ribeira del Duero in ebenfalls höheren Lagen befindet. 1996 wurde das Weingut gekauft, das auf einem Terroir ähnlich dem von Châteauneuf-du-Pape sitzt, mit großen Puddingsteinen auf Lehm. Der Ausdruck der Tinto Fino (Tempranillo) ist im wesentlich wärmeren Klima des Toro explosiver, auch konzentrierter, mit enorm viel dichter, dunkler Frucht.
Macán ist das Rioja-Weingut der Familie und wurde durch eine Partnerschaft mit Benjamin de Rothschild aufgebaut. 2003 suchte Benjamin nach Möglichkeiten in Spanien zu investieren und Wein zu machen. Zusammen mit Pablo Álvarez entschied er sich Partner in einem brandneuen Weingut, BR&VS, zu werden. Rioja wurde zur Wahlheimat, da sowohl Pablo als auch Benjamin das noch weitgehend unerschlossene Potenzial der Region erkannten und viele der dort hergestellten Weine sehr bewunderten. Es dauerte ein paar Jahre die richtigen Weinberge zu finden, aber schließlich kauften sie 80 Hektar Rebfläche von über 70 verschiedenen Besitzern zusammen. Das Weingut macht ganz im klassischen Bordeaux-Stil einen Grand Vin, den Macán, und einen Zweitwein, den Macán Clásico. Beide Weine sind keine im traditionellen Stil geblendeten Rioja-Terroirs, sondern sie bringen jeweils ein bestimmtes, singuläres Terroir zum Ausdruck, das von San Vicente de la Sonsierra in Rioja Alta. Eingefleischte Einheimische würden sagen, dass Macán die Art von Wein ist, die in Rioja in den 1960er Jahren gemacht wurden. BR&VS reifen ihre Rioja jedoch nicht im traditionellen Stil sondern für 12 Monate in 50 Prozent neuer und 50 Prozent einjähriger, eleganter burgundischer Eiche – anstelle der in der Region traditionellen amerikanischen Eiche. Sie verwenden auch keine Crianza-, Reserva- und Gran Reserva-Skala.
Auch das Tokaji-Weingut Oremus gehört zur Familie Álvarez. Ebenfalls eine Kultregion mit historisch großen Weinen – auch wenn sie heute nicht mehr so gefragt sind wie einst.
Im gesamten Portfolio von Weingütern der Familie Álvarez gibt es ausschließlich Qualität, die ihresgleichen sucht.
Verlässlich bringen sie Jahr um Jahr große, berührende Weine auf den Markt, die selten und absolut einzigartig sind.