Montsant steht seit rund 20 Jahren für große Rotweine, die dem großen Nachbarn Priorat in nichts nachstehen, allerdings für deutlich kleines Geld zuhaben sind.
Etwas mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit die katalanische D.O. Montsant gegründet wurde. In ihren Anfängen wurde die Region gerne als kleiner Bruder des deutlich bekannteren Nachbarn Priorat bezeichnet. Heute ist klar, dass sich die packenden Rotweine aus Montsant oft mindestens auf Augenhöhe befinden.
Wie die Flanken eines Vulkans
Lange war die heutige Appellation Montsant nur ein Teil der D.O. Tarragona. In Anlehnung an die gleichnamige Stadt wurde der Teil der Region, der sich so charakteristisch um das weltberühmte Priorat schlängelt, »Falset« genannt. Wenn man sich die Karte der katalanischen Weinregionen ansieht, erinnern die Umrisse der beiden Regionen ein wenig an einen riesigen Vulkan: Die Rebflächen des Bergmassivs Montsant (zu Deutsch »Heiliger Berg«) umschließen die Appellation Priorat – den »Schlund« – fast vollständig.
Der qualitative Aufstieg
Bis vor einigen Jahren hätte man dieses Bild wohl auch auf die Weine der beiden Regionen übertragen können: Priorat als das hitzige Zentrum, in dem die Post abgeht, während für Montsant nur die erkaltende Lava bleibt. Mit den Jahren, besonders ab 2001, als die Ernennung zu »Denominación de Origen« erfolgte, hat sich in Montsant ein neuer Qualitätsstandard etabliert. Plötzlich musste man sich im Priorat die Frage gefallen lassen, warum der kleine Bruder »von drüben« ähnlich gute Weine für einen Bruchteil des Geldes macht. Daran hat sich bis heute wenig geändert. In Montsant gibt es große Rotweine, die dem Priorat stilistisch sehr nahe kommen, für vergleichsweise kleines Geld.
Mit den Jahren, besonders ab 2001, als die Ernennung zu ›Denominación de Origen‹ erfolgte, hat sich in Montsant ein neuer Qualitätsstandard etabliert.
Das Terroir in Montsant
Feine Unterschiede tun sich beim Terroir auf. Die 2.000 Hektar Weinberge der D.O. Montsant verteilen sich auf sechs Subzonen. Für alle gilt, dass der Schieferanteil im Boden geringer ist als im Priorat, dafür findet man mehr Kalk und Lehm. Die Weine fallen daher eine Spur feiner und leichter aus, was nicht zuletzt auch am vielfältigen Höhenprofil liegt – manche Weingärten liegen in 700 Metern Höhe. Generell herrscht in Montsant ein Mittelmeerklima mit kontinentalen Einflüssen. Besonders die Unterschiede zwischen den Tag- und Nachttemperaturen können gewaltig sein.
Frischer Winzer-Wind
Die klimatischen und geologischen Bedingungen bringen viel Frische in die saftigen Rotweine der Appellation. Sie machen über 90 Prozent der Gesamtproduktion aus. Die wichtigsten Rebsorten sind Garnacha, Carinena, Cabernet Sauvignon und Merlot – auch hier ist die Ähnlichkeit zum Priorat eindeutig. Der kleine Anteil Weißwein wird meist aus Garnacha Blanca oder Macabeo gekeltert. Besonders bemerkenswert ist der Bestand an alten Buschreben in Montsant. Er ist ein richtiger Köder für junge Winzertalente – viele ließen sich in den vergangenen Jahren in der Region nieder, um ein eigenes kleines Weinprojekt aufzubauen. Pep Aguilar und Patri Morillo, zwei Flying Winemaker, die in Falset die Bodega Celler Comunica gründeten, gehören zu dieser neuen Winzerbewegung in Montsant. Auf ihrem kleinen Weingut arbeiten die beiden den vielleicht reinsten Ausdruck eines Montsant-Weins heraus: ausgebaut nur im Stahltank, um den natürlichen Charakter der Region nicht zu verfälschen.
Im Schatten des Priorat hat sich Montsant zu einem richtigen Shootingstar der katalanischen Weinbaulandschaft gemausert. Der Puls wird schneller, wenn man an die Entwicklung der kommenden Jahre denkt, denn eines ist klar: Das Potenzial ist riesig!