Die Region ist der mengenmäßig größte Weinproduzent der Schweiz – doch dank einigen kongenialen Winzern entstehen hier auch manche der spannendsten Weine des Landes.
Die warmen, meist gen Süden exponierten Hänge des Wallis erstrecken sich südöstlich des Genfer Sees. Entgegen vieler anderer Regionen der Schweiz ist das Wallis durchaus heiß und trocken im Sommer, was die Produktion einer großen Range an Weinen und Weinstilen erlaubt. Von durstlöschenden, einfachen Zechweinen aus Fendant (Chasselas), über kräftigere Petite Arvine bis hin zu achtungsgebietenden Syrahs gedeiht im Wallis alles. Die Weinlagen sind oft dermaßen steil und exponiert, dass Handarbeit obligatorisch ist, beizeiten sogar mit Lastzügen oder Monorackbahnen wie an der Mosel. Biodyamik-Koryphäe Marie-Therese Chappaz – ihres Zeichens die beste Winzerin der Region und weinbauliche Nachhaltigkeitsvorreiterin der Schweiz – arbeitet in einigen Hanglagen sogar mit dem Pferdepflug, wie vor 100 Jahren. Überall, wo es dermaßen warm ist, zumeist auch hervorragende edelsüße Weine keltert werden. Chappaz‘ Selectiones de Grain Nobles, zu deutsch Trockenbeerenauslesen, sind legendär und haben bei Parker schon mehrfach an den 100 Punkten gekratzt.
Die Biodynamik-Ikone des Wallis
Sie merken – wenn man über das Wallis schreibt, muss man früher oder später über Marie-Therese Chappaz schreiben. Sie ist die Ikone des Wallis und so umtriebig und stilprägend wie es einst Anne-Claude Leflaive im Burgund war. Die Kultwinzerin deckt mit ihrem Portfolio die Vielfalt der Region ab. Von intensiven Petite Arvine über einen der größten Gamays der Welt bis hin zu Syrahs, die dem Rhônetal Konkurrenz machen – Chappaz kann alles. Die stilistische Nähe der Weine zur französischen Seite der Rhône wird nicht nur an den Rebsorten klar – denn sogar Ermitage, also Marsanne, wird hier angebaut – sondern auch an der gesamten Auslegung der Weine. Die Durchführung der malolaktischen Gärung bei Weißweinen ist hier weit verbreitet, ähnlich wie an der Rhône, im Burgund oder Elsass – dafür eigentlich untypisch für die anderen Nachbarländer Österreich oder Deutschland. Dies führt zu einer cremigen, dichten, teils fast üppigen Textur, die man einem so »kühlen» Weinland wie der Schweiz gar nicht zutrauen würde.
Eine hoch spannende Region, die landschaftlich zu den schönsten der Welt gehört und mit Marie-Therese Chappaz eine absolute Weltklassewinzerin beheimatet.
Das Wallis überrascht
Überrascht sein wird man ohnehin häufig, wenn man die Weine des Wallis mal ausgiebig probiert. Vieles ist hier anders als man von außen vielleicht vermuten mag. Die Rebsorten, das Klima und die Leute befinden sich in einem Spannungsfeld aus südlich-mediterraner und mitteleuropäisch-alpiner Lebensart. Eine hoch spannende Region, die landschaftlich zu den schönsten der Welt gehört und mit Marie-Therese Chappaz eine absolute Weltklassewinzerin beheimatet. Es gibt keinen exquisiteren Ausdruck für die Region als ihre charaktervollen Herkunftsweine – und keine geschmackvollere Weise sich ins Wallais versetzten zu lassen als mit Chappaz im Glas.