Etwas nach seinem eigenen Namen zu benennen ist schon eine tolle Sache. Wo wären wir ohne Röntgenstrahlung, Lorentzkraft und Kärcher? Stolz kann der Namensgeber der Scheurebe, Georg Scheu, auch sein, denn er hat eine eigene Rebsorte erschaffen: eine Kreuzung aus Riesling und der Bukettraube...

Mehr über diese Rebsorte

Inhalte werden geladen - Weinglas Animation

Im Portrait

Die Scheurebe

Wegzudenken ist sie heute nicht mehr, vor allem in Rheinhessen hat sie sich großer Beliebtheit erfreut und wird auch heute noch angebaut. Vielleicht gehört sie zu den Trauben, die nicht immer auf den ersten Blick ernst genommen werden. Eine hohe Bandbreite besitzt die Scheurebe sicherlich. Gemeint ist, von belanglos und einfach bis super interessant, komplex und freakig. Potenziale hat die Sorte. Man kann ihr durchaus einiges abgewinnen, wenn man sie zu handeln weiß, wie etwa Philipp Wittmann in seinen Anfangsjahren bewiesen hat. Noch vor dem Riesling wurde er als junger Wilder mit der Scheurebe bekannt, die bis 2022 unter anderem in einem der besten Teile seines Morsteins stand.

Die Scheurebe kann in ihrer Leichtigkeit und fein blumigen Frische überzeugen ohne dabei, wie etwa oft der Muskateller, mit dem Bukett zu erschlagen.

Ein Wein, der eben auch zu leichten Gerichten, Gemüse oder Salaten passt, ohne vom Essen erdrückt zu werden. Zum anderen kann die Scheu, so ihr Spitzname, auch Terroir, also Lagen, Klima und Kellertechnik transportieren. Zum Beispiel in Franken den Escherndorfer Lump vom Weingut Horst Sauer. Steillage, 24 Stunden Maischestandzeit und dazu etwas Restsüße. Hört sich wild an. Ist es wahrscheinlich auch. Aber kann von der Scheurebe ausgezeichnet getragen werden.

Auch eine komplette Vinifizierung auf der Maische wäre ein Klacks für die Rebsorte, einige der österreichischen Naturweinstars rund um den Neusiedlersee schwören auf die Maische-Scheurebe, die dort teils noch Sämling 88 genannt wird. Ebenso brilliert sie in allen Süßegraden. Von trocken bis hin zu edelsüß. So ein Eintauchen in die Süße ist nicht selbstverständlich, denn eine Traube muss dabei ihren Zucker anlagern können, ohne dabei ihre Säure zu verlieren und unter Umständen klebrig zu werden. Ein klares positives Beispiel ist die Trockenbeerenauslese No. 8 Zwischen den Seen von Kracher aus dem Burgenland. In goldener Farbe schimmert der Wein im Glas. Die Konzentration ist extrem dicht und hier kommt die komplette Entfaltung der Scheurebefrucht ins Glas.

Gerhard vom Weingut Kracher aus Österreich
Gerhard vom Weingut Kracher aus Österreich

Dieser tropisch-intensive Geschmack ist eben der eine Pol ihrer Dimension. Am anderen befinden sich trockene und schlanke, geschliffene Weine. Dazwischen wiederum ganz viel eigenständige Stilistiken. Eine maximale Signalrate bei einer gegebenen Bandbreite wäre übrigens nach Nyquist benannt. Wie die Scheurebe nach Georg Scheu.