Der Weißburgunder genießt nicht nur in Deutschland höchste Wertschätzung. Die eleganten Weißweine sind bei unseren europäischen Nachbarn ebenso beliebt – auch wenn sie für den Laien nicht sofort als solche zu identifizieren sind. Denn was hierzulande Weißer Burgunder heißt, kommt in Frankreich als Pinot Blanc und in Italien als Pinot Bianco in die Flasche. Was dem Inhalt keinen Abbruch tut – denn köstlich sind sie durchweg alle.
Die sehr alte autochthone Rebsorte ist ein Teil der großen Burgunderfamilie. Der Weiße Burgunder ist eine natürliche Mutation des Pinot Gris – also des Grauburgunders. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Pinot Blanc im 14. Jahrhundert. In den südlicheren Anbaugebieten seines Mutterlandes Frankreich wurde der Weiße Burgunder mit der Zeit weitgehend vom Chardonnay verdrängt, denn hier fehlte den Weinen die typische Säure. Und eines sei gesagt: Gute Weißburgunder können sich durchaus mit einem Chardonnay messen. Mehr Bedeutung hat der Pinot Blanc im Elsass, wo er wichtiger Bestandteil von Schaumweinen wie Crèmant D’Alsace ist. In Italien bringt die Traube als Pinot Bianco vorwiegend fruchtig frische Weißweine hervor.
Deutschland liegt vorn
Im Ranking der Hauptanbaugebiete liegt Deutschland mit rund 5.000 Hektar ganz vorne. Erst dann folgen Italien, Österreich und Frankreich. Die Rebe wird bei deutschen Winzern immer beliebter und verzeichnet den größten Flächenzuwachs. Mitunter läuft sie gar anderen Rebsorten den Rang ab – so wird sie vermehrt dort angebaut, wo es dem Riesling zu warm wird. Besonders gut gedeiht die Weißburgunder-Traube im milden Klima von Rheinhessen, der Pfalz und Baden – auch an der Mosel und Nahe hat die Rebe eine neue Heimstatt gefunden. Hier bringt die Traube komplexe und vielschichtige Weine mit Charisma hervor, die ein beachtliches Alterungspotenzial besitzen.
Die walzenförmige Traube mit den grüngelben Beeren stellt hohe Ansprüche an Klima und Bodenqualität und fühlt sich an moderat warmen Standorten am wohlsten. Da ihr südliche Gefilde in den Stammbaum geschrieben sind, beansprucht sie gute südseitige Hanglagen, die auch noch im Herbst optimale Sonneneinstrahlung verheißen. Zu leichtem und trockenem Untergrund erteilt sie eine Absage – sie bevorzugt eindeutig tiefgründige kalkhaltige und warme Böden, die ihr ganzes Potenzial zur Entfaltung bringen.
Solo oder in Begleitung – Genuss pur
Weißburgunder-Weine sind meist herrlich unkompliziert, duftig leicht und nicht übermäßig alkoholreich. Sie zeichnen sich durch eine frische aber ausgewogene Säure aus und eignen sich bestens als Menüweine. Im Glas erweisen sie sich als wahre Gaumenschmeichler. Weißburgunder-Weine zeigen sich mineralisch feingliedrig und begeistern mit einer feinen dezenten Fruchtigkeit, die sich nicht in den Vordergrund drängt. Die zarten Aromen erinnern häufig an Äpfel, Quitten und Birnen – ein anderes Mal wieder an frische Ananas oder grüne Nüsse.
Die Rebe zeigt sich überaus vielseitig. Aus der Weißburgunder-Traube lassen sich ebenso leichte Menüweine wie kraftvolle trockene Auslesen keltern. Die strahlend hellgelben Weine sind gut gekühlt ein frischer leichter Genuss, der an lauen Sommerabenden nicht fehlen darf. Doch auch als Essensbegleiter sind sie keineswegs zu verachten. Sie munden ebenso gut zu Fisch und Meeresfrüchten wie zu hellem Fleisch. Kräftigere im Fass ausgebaute Weißburgunder-Weine eignen sich auch hervorragend zu Lamm, Kaninchen oder Jungwild.