Die eigenwillige Rebsorte steht für vielschichtige Weine mit wahrhaft betörendem blumigem Charakter und geschmeidiger Körperfülle. Die besonderen Weine verfügen über erhebliches Genusspotenzial und versprechen stilvolles Trinkvergnügen. Die autochthone Traube aus dem Rhônetal war nach der verheerenden Reblausplage Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig aus den Weinbergen Frankreichs verschwunden. Bis 1986 waren gerade mal kümmerliche 20 Hektar mit der außergewöhnlichen Rebe bestockt. Heute erfreut sich die markante Traubensorte wieder wachsender Beliebtheit – die Rebflächen in Frankreich sind auf rund 3.000 Hektar angestiegen.
Nicht nur europäische Winzer in Frankreich, Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz haben die Traube mit dem markanten Geschmacksprofil ganz neu für sich entdeckt – auch Kellermeister in Übersee können sich für die Rebe erwärmen. Besonders Kalifornien und Australien sind von ihrem Potenzial für kraftvolle außergewöhnliche Weißweine hoher Güte überzeugt. In ihrem Mutterland Frankreich wird die Traube überwiegend an der Rhône angebaut. Die Rebflächen reichen von den Ausläufern des Zentralmassivs bis südlich von Lyon.
Anspruchsvolle Diva mit Hang zum Perfektionismus
Die eigenwillige Traube liebt eher gemäßigte Klimazonen. Bei zu viel Hitze verlieren Viognier-Weine an Frische. Die Rebsorte ist recht anspruchsvoll und eine Herausforderung für jeden Winzer, denn sie verzeiht kaum einen Fehler. Die Traube wächst nur unter optimalen Bedingungen heran und braucht wegen ihrer späten Reife perfekte Sonneneinstrahlung. Deshalb gedeiht sie am besten auf terrassierten Steillagen mit Süd- und Südwestausrichtung, die nur sehr schwer zu bearbeiten sind. Die Viognier-Traube ist dankbar für nährstoffarme, saure und tiefgründige Böden und fühlt sich auf zersetztem Kalkstein, Granit und Glimmer am wohlsten. Sind die Böden zu fruchtbar, leidet die Weinqualität und die Erträge müssen durch Ausdünnung begrenzt werden. Zu allem Überfluss ist die Viognier-Rebe empfindlich gegen Wind und Frühjahrsfröste.
Unwiderstehliches blumiges Bouquet
Viognier-Weißweine sind nicht nur für eingefleischte Weinkenner ein absolutes Highlight. Das unerwartet komplexe prägnante Profil offenbart ein wahres Füllhorn unwiderstehlicher Aromen. Da vereinen sich fruchtige Noten von Aprikose, Pfirsich und Mango mit blumigen Düften wie Veilchen, Jasmin und Narzisse zu einem betörenden Bouquet. Dazu gesellen sich subtile Anklänge an Moschus, Honig und Gewürze. Trotz ihrer duftigen Lieblichkeit besitzen Weißweine aus der Viognier-Traube eine gut ausbalancierte Säure, die Gegensätze in einen wundervollen Einklang bringt. Die frische Säure setzt einen reizvollen Kontrapunkt zu den blumigen Düften. Ein Viognier präsentiert sich vollmundig und kommt am Gaumen schmeichelnd samtig daher. Ein lange nachhallender Abgang setzt den würdigen Schlusspunkt. Auch optisch hat der facettenreiche Viognier einiges zu bieten. Das kräftige Goldgelb leuchtet verführerisch im Glas und scheint all die warmen Geschmacks- und Duftnoten treffend wiederzugeben. Kurz – ein Wein für besondere Momente, die nach einem besonderen Wein verlangen.
Wer sich für einen Viognier-Wein entscheidet, wählt einen feinen und eleganten Begleiter zu Spargelgerichten, edlem Geflügel oder Kalb. Besonders gut ergänzt der Ausnahmewein Sushi und Meeresfrüchte, aber auch Muscheln und Austern. Auch Liebhaber von Ziegenkäse werden in ihm einen köstlichen Gegenpart finden. Doch Viognier-Weine stehen in genussvollen Momenten auch ganz für sich und begeistern ohne Begleiter. So sind sie als Aperitif würdevolle Ouvertüre für ein gemeinsames festliches Essen mit Freunden.