Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs 2023

Wittmann: Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs 2023

BIO

VDP

Limitiert

Zum Winzer

97–99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2050
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 97–99/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs 2023

97–99
/100

Lobenberg: Kirchspiel steht auf Tonmergel über Kalksteinfelsen, sehr wenig Erdauflage, karg. Überhaupt sind Phillip Wittmanns Böden Kalksteinböden. Mal mit Ton, mal mit anderen Auflagen. Das Kirchspiel steht an einem ostwärts ausgerichteten Hang, bekommt also nicht die warme Abendsonne bis in die Nacht hinein. Es ist kühler. Und das Kirchspiel hat, das ist charakteristisch, egal ob es hier ist oder bei anderen Erzeugern, immer viel mehr weiße Frucht, keine so drückende gelbe Frucht. Und es hat mehr Würze, geht mehr zum Stein und zum Salz, zur Pfeffrigkeit. Es ist nicht das ultimativ leckerste und voluminöseste GG Rheinhessens, es ist eines der feinsinnigsten und subtilsten. Ein bisschen schließt es an den Gundersheimer Ortswein aus dem Höllenbrand an, weil es ähnlich elegant und ziseliert kommt. Von der hedonistischen Wuchtbrumme Aulerde kommend, sind wir im Kirchspiel zurück bei der großen Finesse. Es wird wieder hintersinniger und sublimer. Ganz feiner Kalksteinduft, die Opulenz des Jahrgangs ist beim Kirchspiel wieder in dieser typischen Eleganz und Filigranität eingefangen. Wow, was für ein kristallines Kirchspiel, hochfein für den kraftvollen Jahrgang, feinziselierter Zitrusduft, die typische Minze geht fast schon in Waldmeister über dieses Jahr. Der Wein hat schon diese irre kreidige Struktur, diesen kompromisslosen Schub aus den Gerbstoffen, aber sie sind fein geschliffen und werden von der Saftigkeit des Weines wunderbar mitgenommen. Das Kirchspiel hat einen köstlichen Fluss, läuft und läuft, man will es kaum ausspucken, weil es so eine elegante Gourmandise hat. Ich glaube, dass das 2023er Kirchspiel sogar noch einen Ticken vor dem bereits herausragenden 2022er liegt, weil es noch ein bisschen wilder, druckvoller und stoffiger ankommt. Ein köstliches Kirchspiel, dem nichts fehlt. Die Quadratur des Kreises eines großen, hedonistischen Kalkstein-Rieslings.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Wittmann

Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...

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