Werlitsch: Ex Vero II S 2021

Lobenberg: Wenn sich ein Winzer dazu entscheidet, seinem Wein wirklich gar keine Hefe zuzusetzen, kann es in Jahren mit schwierigem Gärverlauf durchaus vorkommen, dass der Wein am Ende leicht »restsüß«, also nicht komplett trocken abgefüllt wird. So hat sich Ewald Tscheppe auch bei seinem Ex Vero II dazu entschlossen. Nach sehr langer Wartezeit und Reife auf der Feinhefe, füllte er ihn schließlich mit 6 Gramm Restzucker. Der Wein wächst in der Mitte des Hangs. Etwas kargeres und steileres Terroir als beim Ex Vero I, der aus den unteren Parzellen stammt, aber noch nicht ganz so extrem wie bei der Nummer III am obersten Teil. Hier haben wir schon deutlich mehr Sauvignon im Blend, aber so ultraklare, hellgrüne Sauvignonaromatik mit nur ganz dezenter Exotik. In erster Linie aber puristisch und steinig. Zu Beginn noch von feinrauchiger Feuersteinreduktion, dezenter Holzwürze und Anklängen von Jalapeño geprägt, öffnet er sich nach etwas Zeit im Glas aber plötzlich! Die Süße scheint hier den Aromen in der Nase schon etwas dienlich zu sein, denn mit etwas Luft kommen sogar Noten von Sternfrucht und Netzmelone zum Vorschein. Ganz leicht auch frisch gehackter Koriander. Im Mund dann mit genialer Textur und wirklich fleischiger, exotischer Frucht. Reife Limette, reife Stachelbeere, gelbe Kiwi, Zitronengras. Vibrierende Frische aus dem Wechselspiel zwischen Säure und zarten Gerbstoffen. Die leichte Süße gibt hier den entsprechenden Kick, gibt noch etwas Pikanz in den Wein, wobei sie noch dezenter daherkommt als beim kleinen Bruder Ex Vero I. Auch hier bin ich total überrascht, wie gut das diesem Weinstil steht! Die salzige Griffigkeit und Länge am Gaumen ist phänomenal, die seine kompakte Struktur wird einfach etwas aufgelockert durch die zarte Fruchtsüße und macht den Wein somit ein wenig zugänglicher, Ein sehr individueller, animierender und dennoch sehr komplexer Ex Vero – gerne mehr davon!