Riesling Gaispfad 2023

Weingut Weiser-Künstler: Riesling Gaispfad 2023

BIO

Zum Winzer

97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2050
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 97/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Gaispfad 2023

97
/100

Lobenberg: Weiser-Künstler ist ein 4 Hektar kleines Boutique-Weingut und neben Clemens Busch eines der Bio-Aushängeschilder der Mosel. Entsprechend stammt auch dieser Wein aus zertifiziert biologischem Anbau. Konstantin Weiser und Alexandra Künstler bearbeiten ihre zumeist an Einzelpfählen erzogenen Reben in akribischer Handarbeit. Alles wird spontan vergoren. Vergärung und Ausbau finden in Edelstahl oder traditionellen Fuderfässern statt. Die Abfüllung geschieht für moselanische Verhältnisse eher spät mit ausgedehntem Hefekontakt. Die trockenen Top-Einzellagenweine werden im Late release veröffentlicht. Der Gaispfad liegt in der GemarkungTraben(-Trarbach) und ist eine historische Spitzenlage, ein wahrer Grand Cru der Mosel. Schon in der preußischen Weinbaukarte aus dem 19. Jahrhundert mit der höchsten Klassifizierung eingestuft. Es ist eine felsige, zerklüftete, extreme Steillage mit vielen uralten und wurzelechten Parzellen. Direkt am Moselufer gelegen und auf Grund der enormen Steigung terrassiert angelegt. Die Parzelle von Weiser-Künstler ist westlich ausgerichtet. Die Nase ist bezaubernd, weißfruchtig, hefewürzig, hochfein und geschliffen, mit einer Seelenruhe im Glas liegend. Nur wenig Frucht, dafür einnehmend kühle Kräuternoten, Melisse, Grüntee, Eukalyptus, fast tonisch in der Frische und Klarheit. Aromatisch bisschen an die Weine von P.J.Kühn erinnernd in dieser stylischen, Kräuter-infusionierten Kühle. Auch Brioche und zarte Anklänge von hellem Gestein, hauchfeine Zitruszesten darunter, so schwebend, fast leicht abgehoben für einen Moselwein. Total eingenständig und charaktervoll. Auch salzige Meeresbrise, Seegras, grüne Walnuss, immer neue Aromen werden freigelegt. Am Gaumen samtig und hochfein, mit anschmiegsamem Volumen aus dem Hefelager, auch hier dominieren würzige und steinige Aromen über die Frucht. Eine sehr fein anklingende Salzigkeit unterlegt die reifen Zitrusanklänge, Limettenschale, Orangenblüte. Tatsächlich auch ein kleines bisschen verspielt wirkend in dieser Feinheit, aber gleichzeitig dicht, fest strukturiert, tief und mit großer Dimension und Nachhaltigkeit im Mund. Ungeheuerliche Länge. Lang und getragen mit einer aufstrebenden, kühlen Eleganz und Feinheit, die schwer zu beschreiben ist. Druckvoll und hochkonzentriert ohne jedes Fett. Fokussiert und straight, ganz ohne einschneidende Säure. Seidig und anschmiegsam, aber zugleich rassig, steinig, aufregend und energetisch bleibend. Ein faszinierender Wein. Ein wahrer Grand Cru der Mosel. Gaispfad ist etwas erhabener, Ellergrub etwas energischer und wilder. Beide sind superb.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

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/100

Suckling über: Riesling Gaispfad

-- Suckling: This astonishing dry Mosel riesling has terrific wild herb, white pepper and flinty intensity on the super-sleek, steely, barely medium-bodied palate. As straight as a laser beam and likewise capable of boring through steel. Incredibly focused and precise wet stone and wild herb finish. Very limited production from organically grown grapes. Matured on the full lees for a year before bottling. Drink or hold.

Mein Winzer

Weingut Weiser-Künstler

Das Weingut Weiser-Künstler - das sind Konstantin Weiser und Alexandra Künstler - ist aus dem 2005 verwirklichten Traum der beiden entstanden. Nur etwas mehr als ein Jahrzehnt später gehören sie zu den Top-Betrieben der Gemeinden Traben-Trarbach. Aus historischen Großen Lagen wie Trarbacher...

Riesling Gaispfad 2023