Lobenberg: Ab dem Jahrgang 2011 hat Artadi die Weinbergsumstellung auf vollständige biologisch-organische Arbeit abgeschlossen. Die Weinberge 'Pison' und 'Carretil' werden sogar biodynamisch bewirtschaftet, das wird Stück für Stück auch mit den Lagen 'Valdegines' und 'La Poza' erfolgen. Der Einklang mit der Natur ist das höchste Ziel der Familie de la Calle, Weine als perfekter Ausdruck des absolut naturbelassenen Terroirs. 2012 war wieder einmal ein denkwürdiger Jahrgang. Die lange Vegetationsperiode ergab sehr komplexe Weine. Genial poliertes, ultrafeines Tannin mit nie dagewesener Präzision im Terroirabdruck, dazu ultrafeine Frucht mit deutlich geringerem Alkohol als noch 2010. Wieder kein atypisches Jahrhundertjahr wie 2009, aber wegen des geringeren Fetts und geringeren Üppigkeit eines der herausragenden Finessejahre mit viel extrem präziser Frucht, dazu Kraft und Rückgrat für ein langes Leben und mit einer Unterschiedlichkeit der Lagen und einer Lagen- und Terroir-Individualität wie wohl noch nie zuvor. Eine Erinnerung an das große Jahr 1998 und einen klareren und feiner strukturierten 2010er. Ein großes, individuelles und terroirgeprägtes Rioja-Jahr! Ein extrem trockenes Jahr 2012, nur 160 Liter Regen pro Quadratmeter von der Blüte bis zur Ernte. Das Wetter stört Juan Carlos de Lacalle nicht mehr viel, er vertraut seinen extrem gesunden und absolut im Einklang mit der Natur stehenden Weinbergen zu 100%, es gibt jedes Jahr andere, immer aber großartige Weine. Es gab 2012 wenig extreme Temperaturspitzen und einen sehr homogenen Wetterverlauf mit hoher Tag-Nacht-Unterscheidung in der Temperatur, das ergibt hochgradig komplexe Weine. Ein überaus transparentes Jahr, frische Aromatik und glasklarer Frucht- und Terroirausdruck. Seidige Tannine, feine Vibrationen, hyperklare Struktur und Linienführung. 100% Tempranillo. Die Legende: El Pison. Seit Generationen im Besitz der Familie Lacalle, der Ur-Ur-Großvater pflanzte die Reben, schon damals war man intuitiv schlau in Bezug auf das Terroir. Einer der höchstgelegensten Weinberge der Rioja in Laguardia auf über 600 Metern über NN. Eine winzige Kalksteinlage mit ozeanischem Muschelkalk und darunter liegendem Kalkstein und Kreide über einem ausgetrockneten Bach in Form eines Amphitheaters. Ein guter Hektar im Brennglas. Uralte, im Durchschnitt weit über 100 Jahre alte Tempranillo. Immer noch kerngesund, aber natürlich winziger Ertrag, eine grüne Lese bei den Methusalem-Reben kann man sich schenken. Eine der besten Lagen Spaniens überhaupt mit dem Abo auf 100 Punkte, mit Peter Sissecks Pingus wohl der beste Ausdruck der Rebe überhaupt und dem Pingus in der Finesse meiner Meinung nach noch klar überlegen. Die Rioja ist einfach ob ihrer Finesse und Eleganz das Optimum in Spanien! Der 2012er 'El Pison' ist klar der erwachsenste und zivilisierteste Wein Artadis. Burgund, Vosne Romanee. Ungeheuer intensiv und dabei sanft und schmeichelnd strömende Waldbeerennase. Süße rote Frucht in klarer Dominanz, dazu Blutorange und rote Grapefruit. Unendlich fein in der Dichte, kaum süß, sooo verträumt und überwältigend im Charme, große Frische ausstrahlend. Die hohe Aromatik setzt den Speichelfluss fast explosiv in Gang, der ganze Mund zieht sich zusammen, ungeheure Intensität tänzelt verspielt durch den Mund. Ultrazart dabei. Ein Tanz auf der Rasierklinge! Provenzalische Kräuter und die typische Cabernet-Franc-Aromatik roter Frucht, Sauerkirsche, Waldhimbeere, rote Johannisbeere. Pinot Noir aus 2011 wäre auch denkbar. Perfektion! Der Wein braucht viel Zeit, der später verkostete 100 Punkte El Pison aus 1998 fing gerade erst an, mit seiner überwältigenden Klasse zu prahlen. Aber der 2012er ist doch Tempranillo aus Spanien und kein Ausone oder Cheval Blanc geschweige Vieux Chateau Certan mit ihrer Cabernet-Franc-Dominanz? Auch kein 2011er Musigny? Verblüffung pur: vier Weine von Artadi und unterschiedlicher kaum denkbar. Man stelle sich die Verkostung blind in großer Runde vor: Blaufränkisch aus dem Burgenland neben einen Merlot aus Saint Emilion, ein Carinena aus dem Priorat neben einem Grand Cru aus Burgund oder Saint Emilion. Wow, was für eine Probe. 2012 ist nicht besser als 2011, ist nicht größer als die Monster aus 2009, aber ist in der Evolutionshierarchie ziemlich vorne. Klarer und ausdrucksstärker geht es wohl kaum! 100/100