Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2023

van Volxem: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2053
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97/100
Falstaff: 97/100
Galloni: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2023

95–97
/100

Lobenberg: Der Scharzhof ist mit dem Doctor der berühmteste und sagenumwobenste Weinberg von Mosel und Saar. Ein steiles Amphitheater mit perfekter Exposition in einem kühlen, windigen Seitental der Saar. Es ist die pure, kristalline, unverfälschte, fast überirdisch schwebende Art, die den Scharzhof so besonders macht. Das Spannungsfeld aus dunkler Mystik und kristalliner, feuersteiniger Transparenz. In 2022 gibt es wieder einen Scharzhofberger und die Auskopplung Pergentsknopp. Der Scharzhof ist neben dem feineren P druckvoller und intensiver in der Nase, aber eben nicht so sublim. Heller Tabak, kandierte Zitrusnoten, Orangeat, gelber Pfirsich, Litschi, durchaus Kraft und Tiefe andeutend. In 2022 zeigt er erstaunlich viel Frucht neben seiner rauchigen Steinigkeit. Wunderbar aromatisch in diesem Jahr und nicht so stark reduziert wie er auch sein kann. Vielleicht mag er sich nochmal verschließen in den nächsten Monaten, aber aktuell probiert er sich sehr offen und zugänglich, was auch dem reifen Jahr 2022 entspricht. Der Mund ist scharf konturiert, nicht so brachial salzig wie der des P, der nur Mineral ist, auch hier ist es etwas runder und geschmeidiger auf der weißgelben Frucht laufend. Hintenraus schiebt dann der Schiefer mit Nachdruck durch, zieht einen beeindruckenden Spannungsbogen zwischen Rauch, Frucht und Säurefrische auf, die um die Hoheit im Abgang kämpfen. 2022 ist ein schickes Jahr für den Scharzhofberger, auch wenn er ultimativ nicht an diese totale Abgehobenheit des Pergentsknopp heranreicht.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

97
/100

Falstaff über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs

-- Falstaff: Rauch und Blutorange, auch Limette, »kühl« und frisch im Duft. Der Gaumen setzt kreidig an, entfaltet eine von mineralischem Extrakt und balsamischen Aromen getragene Gaumenmitte, Stoffigkeit und Säure haben Zug und Spannung, reichen in einen sehr langen Abgang.

96
/100

Galloni über: Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs

-- Galloni: The 2023 Riesling Scharzhofberger Grosses Gewächs is initially shy, but more swirling reveals salty lemon with a distant hint of Mirabelle. The slender palate has a breezy overtone and vivid coolness, all backed by a smooth, equally cool backdrop of yeast. The beautiful depth of flavor and tender citrus peel ring long on the finish. A picture of elegance and tenderness.

Mein Winzer

van Volxem

Wenn Van Volxem eine Disney-Produktion ist, dann ist Daniel Vollenweider eine Arthausproduktion oder Kandidat für Cannes. Genau so muss man die Weine nämlich betrachten. Als großes Independent-Kino. Leider ist Daniel Vollenweider im Jahr 2022 an einer Krebserkrankung verstorben. Die Mosel hat damit...

Riesling Wiltinger Scharzhofberg Großes Gewächs 2023