Lobenberg: Die Trauben für den La Claudina wachsen in einer winzigen Einzellage von 0,3 Hektar. Die Reben sind Mitte der 90er Jahre gepflanzt, reinsortig Godello. Im Eichenholzfass vergoren und für 14 bis 16 Monate darin belassen. Das Fass wird nicht ganz aufgefüllt und eine leichte Florhefeschicht wächst darüber, wie beim Sherry oder im Jura üblich, das ist hier aber genial eingebunden und dominiert überhaupt nicht. Der Wein wird unfiltriert abgefüllt. Knalltrocken, unter ein Gramm Restzucker bei circa 6,5 Gramm Säure. Wunderbar feine, gut eingebundene, elegante Holzunterlegung in der Nase. Dazu ein bisschen gebuttertes Popcorn, Toastbrot, salzige Meeresbrise, getrocknete Kamille, feiner Rauch, Kreide, ein bisschen grüne Aprikose. Auch Curry, Nüsse, eher etwas oxidativ im Charakter, ein bisschen Tondonia-Blanco-Reminiszenz. Ganz weit von einer fruchtigen Nase entfernt, eher mineralisch-würzig in der Anmutung. Am Gaumen eine Salzexplosion, intensiv, pikant, rassig, Grapefruit, Orangenschale, Aprikose, gelbe Blüten, etwas Butter und ganz zarte Nuancen von Blütenhonig im Abgang. Famose Länge, das Salz an den Zungenrändern geht gar nicht mehr weg. La Claudina ist feiner, ruhiger und ausgeglichener als der mega-pikante La del Vivo. Claudina ist auch pikant und ohne Ende salzig, das ist klar. Aber insgesamt wirkt er etwas milder, die Säure etwas feiner, der Körper etwas schmelziger und samtiger über den Gaumen gleitend. Sonnenblumen, Limettensaft, Nuss, gebackener grüner Apfel und dazu diese brillante, messerscharfe Säurespur und die Salzladungen. Das ist schon einmalig, irre Präsenz und ewig langer, kreidiger Nachhall. Ein Traum zu Langusten oder Hummerzange mit dieser feinen Buttrigkeit und der energetischen Säure. Grandios charakterstarker Weißwein aus Nordspanien mit einem kleinen Hauch Andalusien. Ein Crossover der Extraklasse. 97+/100