Marsannay L'Ancestrale 2021

Sylvain Pataille: Marsannay L'Ancestrale 2021

Weinclub

Zum Winzer

96–98+
100
2
Pinot Noir
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2055
Verpackt in: 6er
9
strukturiert
seidig & aromatisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–98+/100
Decanter: 95/100
Parker: 93/100
Gerstl: 20+/20
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Marsannay L'Ancestrale 2021

96–98+
/100

Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird im Holzgärständer spontanvergoren danach Ausbau im zu einem kleinen Teil neuen Barrique. Ohne Zugabe von Schwefel ausgebaut. 100 Prozent Ganztraubenvergärung. Der L’Ancestrale stammt aus drei verschiedenen Plots jeweils von den ältesten Reben des Weinguts, gepflanzt in den 1930er Jahren, überwiegend. Das sind klar definierte Abschnitte innerhalb der Lagen, zuletzt gelesen, jedes Jahr die ältesten Reben aus denselben Plots: Clos du Roy, Clémengeot, Les Ouzeloy. Die Triebspitzen werden hier nicht geschnitten, sondern man lässt sie wachsen und wickelt sie nur, so wie auch Lalou-Bize Leroy oder P.J. Kühn im Rheingau das in einigen Parzellen machen. L’Ancestrale zeigt fraglos die beeindruckendste Dichte und höchste Konzentration und Reife aller Weine. Sehr dunkle, hochreife Kirsche, Amarena, hochkonzentrierte Blaubeere, etwas rote Pflaume. Alles fein nuanciert, dicht und sehr reif zwar, aber nicht üppig. Man spürt klar, dass hier das reifste Lesegut der Domaine eingeht. Dennoch ist der Wein weit davon entfernt fett zu sein, er behält den Feinschliff und die Definition in der Frucht. Er hat eine ebenso intensive Kreideprägung wie Clos du Roy, der ja hier teilweise mit eingeht, allerdings ist er ausladender, erdiger, würziger. Er hat mehr von allem. Trotz hoher Reife und erdigen, graphitigen, pfeffrigen Elementen ist es ein Wein der Luft, er schwebt. Die Tannine sind hochreif und feinkörnig, schmelzen auf der Zunge und stellen einen klar definierten Rahmen im Nachhall. Für Pataille ist das der „mediterranste“ Wein in der Auslegung und der Struktur, weil eben alles anschmiegsam, umarmend und reich in der Frucht ist. Aber nicht zum Schaden der Spannung und Eleganz, noch immer sehr „pinoté“, wie die Burgunder zu sagen pflegen. 96-98+/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

95
/100

Decanter über: Marsannay L'Ancestrale

-- Decanter: Lovely, expressive blackberry fruit is the first thing you smell, but not the last, with nuances of spice, earth, menthol, and smoke on the nose. The flavours continue to deepen on the palate, and there is a subtle, silky texture that is not jarring but impresses gradually with its near-perfect balance and length. The wine is blended from vines nearly a century old in the Clos du Roy blended with other venerable vines from the lieux-dits of Clémengeot and Les Ouzeloy, all fermented as whole clusters and aged in cask (50% new). 95/100

93
/100

Parker über: Marsannay L'Ancestrale

-- Parker: The 2021 Marsannay L'Ancestrale is often Pataille's most structured, reserved bottling, and that style, informed by old-vine origins, matches very well with this charming vintage. Offering up aromas of wild berries, peonies, orange rind, violets and spices, it's medium to full-bodied, supple and fleshy, with sweet tannins, lively acids and a seamless, giving profile. 93/100

20+
/20

Gerstl über: Marsannay L'Ancestrale

-- Gerstl: Je mehr Weine wir degustiert hatten, desto mehr stieg die Vorfreude auf den L'Ancestrale. Ich habe inzwischen schon einige ältere Jahrgänge von diesem Wein in meinem Keller, und es ist immer wieder ein überwältigendes Erlebnis, eine solche Flasche geniessen zu können. Dieser Wein scheint von allen Genialitäten noch etwas mehr zu haben. Kraft und Tiefgang sind schlicht und einfach atemberaubend. Ein Fruchtspiel der Sonderklasse, das von einem delikaten Kräuterschwall, mineralischen und floralen Noten begleitet wird. Am Gaumen grosse Klasse mit kräftiger und präsenter Struktur. Dieser Wein braucht Zeit, um seine wahre Grösse voll und ganz entfalten zu können. Dann wird er es aber garantiert mit den ganz grossen Weinen aus dem Burgund aufnehmen können. Ein elegantes Monster. 20+/20

Mein Winzer

Sylvain Pataille

Sylvain Pataille gehört zu einer jungen Generation Winzer, die sich seit Beginn dieses Jahrtausends mit Träumen und Visionen und extrem hoher Einsatzbereitschaft auf den Weg zur Spitze machen. Er ist DER Newcomer aus Marsanny, mit einem Önologie- und Weinbaustudium in Beaune und Bordeaux.

Marsannay L'Ancestrale 2021