Lobenberg: Ein guter Teil der Guts- und Ortsweinflächen des Spätburgunder wurde ins neue Sektgut Christmann & Kauffmann abgegeben. Das Weingut verfügt nur noch über Erste und Große Lagen, entsprechend werden alle Weine so vinifiziert, dass sie auch ein Erstes oder Großes Gewächs werden könnten. Die geschmacklich nicht ganz an 1G oder GG heranreichenden Partien werden dann zu der neu entstandenen Kategorie aus den Lagen zusammengefasst. Hier steht auch ein Stück einer burgundischen Top-Selektion Massale, die Steffen Christmann 2008 selbst angelegt hat. Daneben auch deutsche Genetik, die weniger Konzentration, aber mehr Frische bringt. Der Idig ist Christmanns Paradelage, ein fast reiner Südhang. Wie ein Kessel gen Westen gegen kühle Winde geschützt, mit einem extrem steinigen Kalkmergel-Boden. Sophie Christmann, Tochter von Steffen Christmann, hat nach dem Geisenheim Studium unter anderem bei Julian Huber gearbeitet und spätestens dort eine besondere Leidenschaft und ein Händchen für Spätburgunder entwickelt. Die Rieslinge von Christmann sind schon lange Oberklasse und auch die Spätburgunder steigen so langsam auf ein ähnliches Level. Nur wenig Pigeage, eher zarte Vinifikation. Spontangärung mit nur 30 Prozent Rappenanteil im Edelstahl. Der Ausbau erfolgt genau wie beim Idig Spätburgunder im Barrique mit geringem Neuholz-Anteil von rund 15 bis 20 Prozent. Süße Schattenmorelle, zarter Rauch, Blaubeere, Maulbeere, eine wirklich köstliche Frucht, sehr delikat und fein, dennoch mit immenser Dichte. Man spürt, dass Sophie die Rappen und das Holz runtergefahren hat, es wirkt feiner und eleganter. Diese geniale Frische aus der Sauerkirsche verbindet sich mit etwas druckvollerer Schwarzkirsche. Viel salzige Kreide im Finale, sehr fein, einnehmend, samtige Tannine. 2020 ist so ein wunderbar balanciertes, harmomisches Jahr mit genialem Zusammenspiel aus der Frische von 2017 und der hohen Intensität eines warmen Jahres. Die Tiefe ist beeindruckend, aber es trinkt sich so leichtfüßig und animierend, dass man die gewaltige Struktur nur am Rande wirklich wahrnimmt. Es ist anders als der Blockbuster 2019, feiner und leiser, aber vielleicht dadurch auch mehr pinot’esque in der Art, das passt schon sehr gut. Ich glaube, das ist Sophies bester Idig bisher. 96-98/100