Lobenberg: Die ältesten Reben des Weingutes, bis zu 50 Jahre alt. Inzwischen besteht der Wein aus jeweils 50 Prozent deutschen und französischen Klonen. Der Weinberg ist insgesamt die Erste Lage Bürgstadter Berg, in der dann der Centgrafenberg und der Hundsrück als separate Weinberge liegen. Der Hundsrück ist der kargste und eisenhaltigste Teil am Bürgstadter Berg – genau an einer Felskante. Der starke Eisenanteil schlägt natürlich voll durch. Der Bürgstadter Berg zieht sich ins Erftal hinein, was ein kühleres Seitental des Maintals ist. Das kleine Flüsschen zieht sich vor Centgrafenberg und Hundsrück entlang. Hier ist es kühler als am Hang in Klingenberg. Dieser Wein kommt komplett aus Hanglagen. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer „Vormazeration“. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Die Trauben waren 2020 so unglaublich perfekt, dass Fürsts den Holzbehälter direkt in den Weinberg mitgenommen hatten und direkt vor Ort die Ganztrauben in die Bütt geworfen haben. Das Lesegut war einfach makellos, sodass kein zweites Umkippen nötig war. Entsprechend knapp 100 Prozent Ganztrauben in der Gärung in 2020, der Ausbau in 50 bis 60 Prozent Neuholz, alles Troncais-Eiche von Top-Erzeugern. Der Hundsrück hat wie immer die eleganteste, leiseste, aber auch verschlossenste Nase. Er wirkt fast scheu neben dem pompösen Schlossberg und dem kräftigeren Centgrafenberg. Erst mit sehr viel Luft schält sich etwas steinige Würze durch, viel Graphit, Bleistiftabrieb, zart Wacholderbeeren, Anemone, dominikanische Tabake, langsam auch dunklere Kirsche, blaue Waldbeeren. Die Aromen streicheln den Gaumen eher als ihn wirklich zu treffen. Die Struktur ist blaufruchtig-ätherisch bis in den lange nachhhallenden Abgang. Der Mund ist Samt und Seide, aber die Tiefe aus der Struktur ist ungeheuerlich. So hoch verdichtet und kompakt im Jungstadium, dass man aktuell nur erahnen kann was hier noch kommen mag. Aber dann eben wiederrum so feingliedrig, so zart, dass man sich immer wieder fragen muss wo und wie denn diese unterschwellige Kraft eigentlich versteckt ist. Fürst 2020 schafft, was deutscher Spätburgunder noch immer nur sehr selten schafft: großer Hedonismus, elegante Köstlichkeit, ohne laut zu sein. 100/100