Lobenberg: Geerntet wurde d'Aiguilhe vom 30. September bis zum 13. Oktober. 49 Hektoliter pro Hektar, 85% Merlot, 15% Cabernet Franc. Fermentationszeit 30 Tage, 30% Ausbau im neuen Holz. Chateau d'Aiguilhe ist eines der Weingüter von Stephan Graf Neipperg von Canon la Gaffelière. Ein hoher Anteil an Kalkböden mit Lehm-, Sand-, Kiesauflage. Im Weinberg wird vermehrt darauf gesetzt, ganz dicht zu pflanzen und nur die eigenen Klone zu verwenden, also Selection Massale. 65 Hektar groß, ein Riese in Castillon, 13,5% Alkohol im 2016. Bei d'Aiguilhe wird komplett biologisch gearbeitet, es ist aber noch nicht zertifiziert. Inzwischen wird ein Anteil von 20% komplett Bio bearbeitet, der Rest ist in der Umstellung. Stephan versucht darüber hinaus einfach, wie viele andere Biowinzer ebenfalls, den Einfluss von Kupfer drastisch zu reduzieren. Bekannt ist, dass Kupfer in Wirklichkeit die Fruchtbarkeit der Böden, Pflanzen und Tiere, sowie die Schalenstruktur der Beeren stark beeinträchtigt. Kupfer führt zu mehr Botrytis und die physiologische Reife der Kerne weicht immer mehr vom Zuckergehalt des Saftes ab. Die Konsequenzen sind bekannt, bspw. an der südlichen Rhône, die Weine brauchen dort manchmal 16% Alkohol um in Kernen und Schalen überhaupt physiologisch zu reifen. Die Umstellung auf biologische Arbeit ist der wirkliche Weg der Zukunft. Zusätzlich weg vom Kupfer, hin zur besseren Harmonie. Das Erstaunliche beim 2016er d´Aiguilhe ist, dass er schon vom Naseneingang deutlich feiner, geschliffener, polierter rüberkommt als der ziemlich kraftvolle, üppige, eindrucksvolle 2015er. Das Ding ist ultra fein und überaus präzise. Er bleibt überwiegend auf schwarzer Frucht. Darunter ein kleiner Hauch Pfirsich und Aprikose. Der Mund zeigt ein extrem reifes, üppig weiches Tannin. Die Tannin-Mengen bei d'Aiguilhe liegen in 2016 deutlich höher als in allen bisher dagewesenen Jahre. Aber der Wein ist komplett reif und butterweich. Die Säure liegt nach französischer Messung bei 4,3. Dies entspricht einem deutschen Wert von über 7 g/l. Also hohe Säure. Wegen der kalten Nächte im Sommer. Das Ganze endet in einer unglaublich feinen Balance. Castillon ist so eine spannende Appellation. Wir haben so verschiedene Stilistiken. Auf der einen Seite d'Aiguilhe und in Perfektion in der gleichen Stilistik Chateau Le Rey sowie die beiden überlegene Domaine de L´A. Und auf der anderen Seite so etwas wie ein Loire Typ mit Clos Puy Arnaud. Und dann den Superstar Clos Louie, „a class of its own“ aus 130 Jahre alten Reben. CPA und Louie in eine deutliche feinere Richtung gehend. Der Mund des Aiguilhe tänzelt, ist balanciert, ist dicht, reif und trotzdem total fein. Eine Dominanz der schwarzen Frucht, aber darunter wieder diese Pfirsich/Aprikosen/Orangen Note. Das Ganze ist köstlich und schick und insgesamt eben präziser als der 2015er. Nicht deutlich besser, aber klarer. Besserer Geradeauslauf. Auf jeden Fall ein fantastischer d'Aiguilhe und in Castillon sicherlich zu den besten Weinen zu rechnen. 94+/100