Roger Coulon: Champagne Esprit de Vrigny Premier Cru Brut Nature

Lobenberg: Vrigny steht als Gemeinde für hervorragende Pinot Meunier, aber nicht nur. Der Meunier steht auf Sand, der Pinot Noir auf Lehm und der Chardonnay auf Kalksteinfels. Drei Rebsorten, drei Terroirs. Der Esprit de Vrigny wird aus den mineralischsten Parzellen des Hauses cuvetiert, Etwa die Hälfte des Weines wird in uralten Barriques der 1920er und 1930er Jahre ausgebaut, die der Großvater in der Domaine schon genutzt hat. Barriques dieses Alters sind extrem selten, sie geben nahezu kein Holz ab, aber haben eine gewisse »Würze«, weil schon unzählige Partien Wein darin lagen. Der Esprit zeigt am wenigsten Frucht von allen Champagnern bei Coulon, es ist ein purer Ausdruck von atlantischer Frische. Jod, Muschelschalen, Agrumenzesten, Seegras. Er ist straff, aber absolut nicht karg. Im Juli 2022 mit 0 Gramm dosiert, knochentrocken, was einen schönen Spannungsbogen zum Holzausbau aufzieht. Trotz seiner rottraubigen Power aus den Pinots kommen die warmen Zitrusfrüchte des Chardonnay schön zur Geltung, geben eine markante Frische als Unterlage. Bitterorange, Quittenbirne und weiße Johannisbeere mit weißen Blüten. Kommt mit schönem Druck um die Kurve geschossen. Das ist ein hochmineralischer Stoff, dessen feine Frucht kaum neben dieser wahnsinnigen Mineralität bestehen kann. Cremig feine Orange mitsamt Orangenblüte, dann ein pikanter Grapefruitkick im Finale. Das ist schon ein ziemlich komplexes und auch komplettes Gesamtpaket aus Frische und Kraft, dadurch geht er als Menübegleiter aber auch als großer Solist. Ein berauschend intensiver Champagner mit Charakter, dessen zupackend kreidig-trockener Biss im Nachhall nochmal richtig aufdreht. Kein Champagner für Einsteiger, das hat schon richtig Zug. Im Stil mit Laherte vergleichbar, aber hat nochmal einen anderen Twist in der Frucht.