Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2023

Rings: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2054
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 98+/100
Suckling: 94/100
Weinwisser: 93–95/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2023

98+
/100

Lobenberg: Der Annaberg ist eine berühmte Kalkstein-Lage oberhalb von Kallstadt, nahe am Waldrand gelegen. Kühl und mit unglaublich guter Wasserversorgung durch die nahegelegene Waldquelle. Hier ist es immer grün. Das ist ein noch relativ neues Großes Gewächs im Portfolio bei Rings, aber der Wein hat es in kürzester Zeit in die obere Riege der Pfälzer Top-GG geschafft. Der Ausbau erfolgte in gebrauchten Barriques aus dem Burgund, in denen zuvor Chardonnay lag. Das machen die Rings Brüder beim Annaberg bewusst, denn hier entsteht oft auch ein sehr burgundischer Weintyp, der das Holz sehr gut verpackt. In der Nase zunächst viel Feuerstein mit Anklängen von Brioche und Gesteinsmehl. Sehr schon in der Nase so steinig-mineralisch, aber im Gegensatz zum ultrapräzisen Saumagen, haben wir hier schon etwas Frucht mit im Spiel. Marille und reife Zitrone sind hier die Hauptakteure, gebackener Apfel, dazu kommt blonder Tabak und auch etwas ätherisches wie Pomelo-Schale. Müsste ich nur die Nase blind beurteilen, wäre ich hier im Burgund, aber am Gaumen ist es dann ganz klar ein Riesling – und was für einer! Druckvoll und zupackend kommt die Frucht von reifem Steinobst auf einer Welle aus Zitrusfrüchten und kristalliner Mineralität angerauscht. Das fühlt sich an wie in reifem Zitronensaft aufgelöster Kalkstein mit Noten von Verbene, feinem Salz und hellgelbem Steinobst. Dazu aber auch eine dezente Hefeprägung. Sehr komplex, total clean, dicht und elegant zugleich. Alles vibriert, alles ist total engmaschig. Dieser Annaberg ist quasi ein leichtfüßiger Gigant, ein Riesling mit klarer Rings-DNA in seiner kompromisslos steinigen Art. Wirkt deutlich frischer als 2022, sehr lebendig, aber aufgrund der Reife des Traubenmaterials durchaus auch offen. Kaum in Worte zu fassende Komplexität – das ist ein Grand Cru für mich.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Suckling über: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs

-- Suckling: At the end of the season a sole peach hangs on the tree and finally achieves full ripeness in the first cool days of autumn. Very restrained and elegant, but with substantial depth and considerable finesse in the long finish. From organically grown grapes. Drink or hold.

93–95
/100

Weinwisser über: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs

-- Weinwisser: Die Sandsteinböden mit kreidigem Untergrund sind eher nicht verantwortlich für die rauchig-nussigen Jugend-Aromen dieses Weines – schon eher der teilweise Ausbau im Halbstückfass. Reife Birne und Apfel ergänzen das Bouquet. Im Mund wird der Holzeinfluss noch deutlicher (nicht unangenehm). Der kräftige, von der Struktur her eher harmonisch-runde Wein mit weicher Säure, braucht Zeit.

Mein Winzer

Rings

Seit 2008 sind die beiden jungen Brüder Steffen und Andreas Rings für das elterliche Weingut verantwortlich. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg, ähnlich dem von Kai Schätzel, der 2015 in der VDP-Mitgliedschaft seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand.

Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2023