Lobenberg: Der Wein heißt Philippsbrunnen, aber nicht nach dem Weingutsbesitzer Philipp Kuhn. Der Name der Lage kommt von einem dort im 8. Jahrhundert als Eremit lebenden Mönch namens Philipp. Aus diesem Weinberg kelterte er seinen Messwein, dem man heilende Kräfte nachsagte. Es handelt sich um eine uralte Lage, eine kleine Nachbarparzelle des Schwarzen Herrgott im Zellertal. Die Lage hat insgesamt nur knapp 2 Hektar und Philipp besitzt davon einen dreiviertel Hektar in der obersten Steillage. Unterhalb des fast 700 Meter hohen Donnersberg gelegen, auf intensivem Kalkstein/Kalkmergel-Konglomerat. Das ist im Grunde ein seltener, blauer Kalkmergel, nochmal etwas kühler als der tertiäre Kalk im Schwarzen Herrgott. Eine Süd-Südost-Exposition auf einem grundsätzlich aber recht rauen, kargen, steinigen Land. Typisch für das schroffe, unbändige Zellertal. Dieser Wein wird als reiner Versteigerungswein auf den Markt gebracht, weil er einfach der rarste und spannendste Wein von Philipp ist. Eben eine charakterstarke Ausnahmeerscheinung. Die Machart ist aber wie bei allen Rieslingen von Philipp die gleiche. Lediglich die Herkunft macht die Musik. Das ist eben echter, unverfälschter Terroir- Gedanke: Die Traubenverarbeitung ist sehr traditionell mit Quetschwalzen und Maischestandzeiten über 12 Stunden und nur sehr kurze Sedimentationszeiten. Geschwefelt wird vor der Gärung nicht, ein biologischer Säureabbau soll nach Möglichkeit immer vermieden werden. Rein spontan vergoren in kaum Holz und viel Edelstahl. Belass auf der Vollhefe bis Ende April. Dann klassischer Abstich und mit dem guten Teil der Feinhefe. Keine Filtration. Traditioneller und klassischer geht es im Riesling nicht. Der PHILIPPsBRUNNEN schreit aber auch förmlich nach guter, althergebrachter Riesling-Machart. Die Nase kommt fast ein bisschen offener daher als die vom Schwarzen Herrgott. Etwas weniger Reduktion, aber sehr viel Feuerstein, sehr ausgeprägt. Feuerstein mit Quitte, mit Zitronengras, feinem Darjeeling-Tee und viel Kalkstein. Der Wein ist noch einmal mehr auf der Säure-, auf der Frische- und auf der sehr kargen Kalksteinwelle. Mit viel Salz. So schlank und trotzdem weist er Kraft auf. Viel Power, auch dieser Wein hat nur 12,5 Volumenprozent Alkohol. Unglaublich viel Druck, die Augen ziehen sich zusammen. Der Wein hat eine immense Länge. Hier im kühlen Zellertal entsteht ein wirklich kühler, ein wilder, ein rauer Wein. Und wie im letzten Jahr kann ich mich nur wiederholen: In Salz aufgelöste Kreide, dennoch charmant und reif. Ein bisschen Maracuja, sehr viel Limettenabrieb. Salz und Stein am Ende. Großer, puristischer Wein, der sehr viel Zeit braucht. 100/100