Lobenberg: Ein Wein vom Rotliegenden. Eisenhaltiger Ton-Schiefer am „Roten Hang“, alles biodynamische Handarbeit, Dichtpflanzung und teilweise sogar Einzelpfahl. Die Triebspitzen werden kaum geschnitten, gerade in warmen Jahrgängen, um noch mehr Beschattung zu bekommen. Alles Anfang der 1980er gepflanzt, also an die 40 Jahre alt jetzt. Die Ganztrauben werden mit Füßen eingemaischt, anschließend bei bis zu einer Woche Maischestandzeit unter Trockeneis stehengelassen. Dann komplett abgepresst und mit Dreck und Speck, also dem gesamten Trub, spontan im Stückfass vergoren. Modell „schmutziger Kai“, das ist mutig und groß. Die Nase kommt auf der einen Seite etwas dreckig, auf der anderen Seite extrem geradlinig und kontrolliert rüber. Sie ist irgendwo zwischen Quitte, Sauerkraut, grünlicher Birne, Aprikose und nassem Schiefergestein. Schon die Nase treibt einem das Erstaunen ins Gesicht. Der Mund kracht, er kracht richtig. Mit grüner Ananas, grüner Aprikose, unendlichen nassen Gesteinsmassen und einer famosen Salzladung im Finale. Das tolle dabei ist, dass die Säure nicht aggressiv ist. Es ist Weinsäure, keine aggressive Apfelsäure von der Zitrusfrucht. Es ist einfach nur ein super spontaner, sehr schräger, biodynamischer Wein, der auch aus dem Jura stammen könnte. Und wenn nicht noch der Hipping und das Pettenthal GG als Superstars kämen, dann würde ich diesem Ölberg glatte und zweifelsfreie 100 Punkte geben, weil ich ihn so grandios finde. Was für ein Unikat, was für ein Stand-Alone! Mosel trifft auf Rheinhessen, trifft auf Jura und ein kleines bisschen auf die nördliche Rhône. Das Ganze in Hochlage und Cool Climate. Lieber Kai Schätzel, du bist schon ein Magier, das kann ich nicht anders sagen! Irgendwie erinnert mich das alles auch an Daniel Vollenweider. Das sind schon echt abgespacete Menschen, die solche besonderen Weine machen können. 99-100/100