Lobenberg: Alles Handlese, als Ganztraube langsam gepresst und dann im offenen Bottich spontan vergoren. Ausbau komplett im Holz. Die Reben stehen auf massivem Kalkstein. Beim Idig stellt sich diese unglaubliche Präzision, Erhabenheit und Ruhe ein. Diese über allem thronende Majestätik. In 2018 kommt der Wein durchgegoren auf knapp 1 Gramm Restzucker bei etwas über 7 Gramm Säure, was für den Idig und das Jahr 2018 recht viel ist. Das liegt auch am relativ niedrigen pH-Wert von 3,1. Das liegt auch daran, dass hier nur der Saft aus der ersten ganz sanften Anpressung und der direkt ablaufende Vorlaufsaft eingeflossen sind ins Idig GG, die weiteren Pressfraktionen sind in den Ortswein Königsbach eingegangen. Steffen Christmann wollte diesem Jahrgang mit dieser radikalen Selektion entgegenkommen, um im Idig überhaupt keine negative Phenolik aus dem recht trockenen Jahr zu riskieren und vor allem den pH-Wert tief und somit die Frische maximal hoch zu halten. Das ist ein Verfahren aus der Champagne, wo die besten Produzenten ja auch nur die Cuvée (also die erste Pressung) in den Grundwein einfließen lassen und den Rest separieren. Zu diesem Kunstgriff hat der Biodynamiker Christmann in diesem Jahr also auch gegriffen. Natürlich ist das ein Schritt in die Mengenreduzierung, aber da die Ertragssituation in 2018 eher entspannt war, ist das nicht ganz so sehr ins Gewicht gefallen. Wir haben 2018 die Quadratur des Kreises mit der wunderbar reifen Frucht, Quitte, Melone, Apfel und Birne, Zitronengras, alles sehr fein, nur in Nuancen anklingend, erhaben, getragen, fein verwoben und in sich ruhend, so ausgeglichen. Nicht so sehr in der Zitrusfrucht laufend, sondern in der reifen, weißen Frucht, weißer Pfirsich, helle Birne, schöne Reife anzeigend, aber ohne Opulenz. Im Mund dann eine unerwartet enorme Feinheit, nicht wie der expressivere 2017er, eher wie der elegante 2016er, aber dennoch in der Frucht und in der Frische hintenraus tendenziell noch etwas größer. Aber der 2018er Idig geht schon sehr in die Richtung des 2016ers, aber setzt vielleicht sogar nochmal eine Schippe in der Perfektion drauf. So getragen, so elegant und geschliffen, alles ist stimmig und fügt sich ins Gesamtbild ein, feine Apfelblüte, Pomelo, so reife Säuren, ganz zartes Phenolgerüst, cremig, feinschmelzend, die perfekte Symbiose aus aromatischer Intensität und gefühlter Leichtfüßigkeit. Vielleicht hat das Team auch mit den Press-Programmen und dem pH-Wert Management nochmal dazu gelernt, wie man so einen Jahrgang wie 2018 optimal handeln kann und dann kommt ja noch dieses geradezu 100% cleane, bilderbuchmäßige Lesegut aus 2018 dazu. 2018 war auch der erste Jahrgang des neuen Kellermeisters Oskar bei Christmann, zuvor der zweite Mann hinter Nicola Libelli bei Bürklin-Wolf. Alles in allem ist hier nun ein Top-Team am Werk und das kommt bei diesem Wein auch zum Ausdruck, wie gesagt, das ist einer der großen Rieslinge des Jahres. 100/100