La Vizcaina La del Vivo Godello 2022

Raul Perez: La Vizcaina La del Vivo Godello 2022

Zum Winzer

96+
100
2
Godello 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2036
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 96+/100
Tim Atkin: 95/100
Parker: 95/100
6
Spanien, Bierzo
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
La Vizcaina La del Vivo Godello 2022

96+
/100

Lobenberg: Ein reinsortiger Godello aus alten Weinbergen, gepflanzt zwischen 1925 und 1940, also teils fast einhundertjährige Reben. Auch in diesem Wein zeigen sich der Freigeist und die Brillanz von Raul Perez, Spaniens „Rockstar“-Winzer, wie er häufig genannt wird. Ein Teil des Weines wird mitsamt Stängeln belassen, alles wird in 500-Liter-Fässer vergoren und unfiltriert belassen. Auf knapp ein Gramm Restzucker durchgegoren. Zweitbelegung, also kein Neuholzeinfluss, aber die Nase hat durchaus ein kleinen Touch Eichenwürze. Das ist ein leiser Wein, elegant, nichts springt aus dem Glas. Eher geschliffen wirkend, weißfruchtig, weißer und gelber Pfirsich, Nashibirne, getragen und fein. Hinzu kommt ein wenig grüner Tee, Kamille, gemahlene Sonnenblumenkerne, Sesam etwas Heu, zarte Würze, aber nichts wird laut, nichts drückt. Wir bleiben schwebend und nobel in der Nase. Der kleine Touch Eichenholz verbindet sich wunderbar mit der feuersteinigen und kreidigen Mineralik, schon ein klein bisschen gelbfruchtiges Puligny Montrachet im Duft irgendwie, aber doch sehr anders. Diese gelbe Blütenwürze und der Hauch von Kamillen und Tee führen doch eher nach Spanien. Mit mehr Luft kommt auch ein klein wenig Süße, kommt ein bisschen mehr Charme, Orangenblüte, Mandarine, wow, das ist schon ein ziemlich komplexes Teil. Kann in der Jugend gerne kurz karaffiert werden. Im Mund wahnsinnig intensiv, pikant, die Augen werden schmal, die Zunge wird salzig belegt. Prägnante, aber reife Säurespur, geradlinig im Antritt, aber zum Ausklang dann immer weiter auffächernd, bekommt richtig Tiefe und hallt lange salzig nach. Auch hier gelbe Birne, Kamille, Sesam und ein kleiner Touch Orange. Insgesamt kommt aber noch eine reife Zitrus-Pikanz hinzu, ein bisschen Limette zieht über die Zunge. Wow, ist das eine geniale Säure hintenraus, die den Wein trägt und ihm jede Schwere nimmt, obwohl er durchaus sehr intensiv und konzentriert ist. Vielleicht sogar ein bisschen Safran und ein kleiner Schalentouch in der Würzigkeit, der aber nur unterschwellig zur Komplexität beiträgt und nie dominiert. So wie das sein sollte. Ein komplexer und vielschichtiger Wein, bei Raul Perez gibt es nichts von der Stange, das ist klar. Großartig.

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

95
/100

Tim Atkin über: La Vizcaina La del Vivo Godello

-- Tim Atkin: Textured and nuanced, La del Vivo is a Godello with serious personality. Delicate chamomile and honey aromas lead to ripe apricot and peach syrup with a little bitter almond and a touch of white pepper. It takes time to open up but then reveals a fantastically chalky palate and just a little woody spice from 12 months in large oak vats. Should continue to develop further over the coming years.

95
/100

Parker über: La Vizcaina La del Vivo Godello

-- Parker: The white 2022 La Vizcaína La del Vivo comes from vines they own, all fermented without temperature control and never racked. It has a serious and austere nose that makes me think of a cooler year. There is good ripeness, and the wine achieved 13.5% alcohol but has very good freshness and acidity. It has notes of white flowers, fruit, spices and herbs and is complex, nuanced and elegant. It has a chalky palate with very fresh and clean flavors. It matured in 1,000-, 1,500- and 4,000-liter oak vats. Some 10,000 bottles produced.

Mein Winzer

Raul Perez

Nicht nur aufgrund seiner imposanten äußeren Erscheinung, sondern auch wegen seiner teilweise sehr unkonventionellen Arbeitsweisen, wird Raul Perez gerne als Rockstar-Winzer Spaniens bezeichnet.

La Vizcaina La del Vivo Godello 2022