La Vizcaina El Rapolao 2022

Raul Perez: La Vizcaina El Rapolao 2022

2
Mencia 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2039
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
fruchtbetont
3
Lobenberg: 97/100
Galloni: 95/100
6
Spanien, Bierzo
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
La Vizcaina El Rapolao 2022

97
/100

Lobenberg: El Rapolao stammt aus einer 1,5 Hektar umfassenden Einzellage mit durchschnittlich 80 Jahre alten Reben. Komplett als Ganztraube im französischen 500-Liter-Fass vergoren und anschließend noch 40 bis 60 Tage Mazerationszeit. Nur zweite Belegung, kein Neuholz. Wie immer bei Raul Perez unfiltriert abgefüllt. Ist das ein genialer Duft, gegrillte Himbeere, dunkle Kirsche, Anklänge von Veilchen und Holunder, verspielt und gleichzeitig streng mineralisch durchzogen, Graphit, Rauch, Brombeere, Blaubeere, nicht ganz so Volnay-artig im Charakter wie La Vittoriana, spanischer, mediterraner, ein bisschen wärmer in der Aromatik vielleicht. Aber ebenso saftig, präzise und elegant, hat auch irgendwie eine zarte Seite. Daneben Süßholz, Tropenhölzer, mediterrane Kräuter, gesüßter Schwarztee. Wie immer bei Raul Perez wartet hier ein ganzes Kaleidoskop von Aromen auf, man kann sich alleine nur mit dem Riechen beschäftigen. Auch ein bisschen pfefferig, dunkelwürzig. Wow, unglaublich was der Mund für ein Energiebündel ist, frische schwarzrote Frucht über dem dunkel-mineralisch-rauchigen Kern. Rote Johannisbeere, Creme de Cassis, Lakritze, Schwarzkirsche, Sauerkirsche, und dazu diese phänomenale Säure. Gott, ist das pikant und saftig. Um seidig zu sein ist es zu mineralisch, zu würzig, zu energetisch, zu sehr Nordspanien im Charakter, aber dennoch ist das so fein und die Tannine samtig-reif. Der Säuredruck ist atemberaubend, unfassbar. Feines Salz dazu, das sich lange über die Zunge zieht. Durchaus präzise und elegant vinifiziert, aber die Frische und Pikanz aus dieser famosen Säure ist schon Wahnsinn, dadurch bekommt der Wein bei aller Eleganz auch einen wilden, ungeschliffenen Charakter, der ihm aber durchaus steht. Denn das ist ein Zeichen seiner Herkunft. Die Mineralität zieht sich elektrisierend und griffig über die gesamte Zunge, hört gar nicht mehr auf. Die Tannine scheinen hier einen Hauch samtiger noch als beim Vittoriana, oder es ist die famose Säure des Rapolao, die alles wegfrisst. So oder so ein begeisternder, charakterstarker Mencia, der pure Energie ist. 97/100

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

95
/100

Galloni über: La Vizcaina El Rapolao

-- Galloni: The 2022 El Rapolao Lomas de Valtuille is 100% Mencía from Valtuille, fermented with whole clusters and aged in 500-liter barrels. Its classic Mencía aromas, though restrained, lead to an agile, compact palate. Fine-grained tannins and bright acidity add tension and grip, with whole-cluster fermentation adding aromatic complexity. The finish is sanguine and precise, delivering finesse, herbal notes and vibrant energy in Raúl Pérez’s signature style. The 2022 vintage truly showcases the winemaker's expertise.

Mein Winzer

Raul Perez

Nicht nur aufgrund seiner imposanten äußeren Erscheinung, sondern auch wegen seiner teilweise sehr unkonventionellen Arbeitsweisen, wird Raul Perez gerne als Rockstar-Winzer Spaniens bezeichnet.

La Vizcaina El Rapolao 2022