Lobenberg: El Rapolao stammt aus einer 1,5 Hektar umfassenden Einzellage mit durchschnittlich 80 Jahre alten Reben. Komplett als Ganztraube im französischen 500-Liter-Fass vergoren und anschließend noch 40 bis 60 Tage Mazerationszeit. Nur zweite Belegung, kein Neuholz. Wie immer bei Raul Perez unfiltriert abgefüllt. Ist das ein genialer Duft, gegrillte Himbeere, dunkle Kirsche, Anklänge von Veilchen und Holunder, verspielt und gleichzeitig streng mineralisch durchzogen, Graphit, Rauch, Brombeere, Blaubeere, nicht ganz so Volnay-artig im Charakter wie La Vittoriana, spanischer, mediterraner, ein bisschen wärmer in der Aromatik vielleicht. Aber ebenso saftig, präzise und elegant, hat auch irgendwie eine zarte Seite. Daneben Süßholz, Tropenhölzer, mediterrane Kräuter, gesüßter Schwarztee. Wie immer bei Raul Perez wartet hier ein ganzes Kaleidoskop von Aromen auf, man kann sich alleine nur mit dem Riechen beschäftigen. Auch ein bisschen pfefferig, dunkelwürzig. Wow, unglaublich was der Mund für ein Energiebündel ist, frische schwarzrote Frucht über dem dunkel-mineralisch-rauchigen Kern. Rote Johannisbeere, Creme de Cassis, Lakritze, Schwarzkirsche, Sauerkirsche, und dazu diese phänomenale Säure. Gott, ist das pikant und saftig. Um seidig zu sein ist es zu mineralisch, zu würzig, zu energetisch, zu sehr Nordspanien im Charakter, aber dennoch ist das so fein und die Tannine samtig-reif. Der Säuredruck ist atemberaubend, unfassbar. Feines Salz dazu, das sich lange über die Zunge zieht. Durchaus präzise und elegant vinifiziert, aber die Frische und Pikanz aus dieser famosen Säure ist schon Wahnsinn, dadurch bekommt der Wein bei aller Eleganz auch einen wilden, ungeschliffenen Charakter, der ihm aber durchaus steht. Denn das ist ein Zeichen seiner Herkunft. Die Mineralität zieht sich elektrisierend und griffig über die gesamte Zunge, hört gar nicht mehr auf. Die Tannine scheinen hier einen Hauch samtiger noch als beim Vittoriana, oder es ist die famose Säure des Rapolao, die alles wegfrisst. So oder so ein begeisternder, charakterstarker Mencia, der pure Energie ist. 97/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.In Bierzo verlief der Jahrgang 2021 etwas anders als in den restlichen Topregionen Spaniens. Nach einem recht kühlen Frühjahr folgte ein extrem heißer Sommer. Viele Winzerinnen und Winzer planten schon für eine extrem frühe Lese mit extrem reifen Weinen. Am Ende hat der Jahrgang aber die Kühle des Frühjahrs beibehalten – die Weine haben alle 13,5 Volumenprozent Alkohol. Die Hitze des Sommers ist nicht die Dominante in den Weinen. Es sind also grundsätzlich sehr reife, aber auch sehr kühle Weine.