Lobenberg: Die Nase ist durchaus schwarzfruchtig mit hochintensiver Blaubeere, aber das Ganze ist nicht schwer und üppig, sondern fein und getragen. Schwarze Kirsche, reif, aber nicht schwer, fett oder alkoholisch. Das gebrauchte Holz tut sein Übriges, die Frucht nicht zu stören. Der Mund ist sehr Rasteau. Wer schonmal einen Wein von Gourt de Mautens getrunken hat, weiß, was ich meine. Diese wunderbare Komposition, diese große Harmonie und diese dunkle Frucht, die mit der roten Frucht spielt. Die Weine um Rasteau, Gigondas und Vacqueyras sind in ihrer Stilistik so anders als Châteauneuf-du-Pape – das macht sie so einzigartig. Grandiose Harmonie im Mund, schwarze, blaue und rote Frucht spielen umeinander her. Der Wein hat eine schöne Dichte, ohne jedes Fett. Große Harmonie und Balance, lang und ohne Rustikalität, sondern immer fein. 2021 ist an der Südrhône so burgundisch ausgefallen. Und in seiner schwarzen Ausprägung erinnert dieser Wein durchaus an einen Morey-Saint-Denis. Grandiose Süffigkeit – Hedonismus pur! Und nach den großen Jahren seit 2015 ist 2021 so ein unglaublicher Hochgenuss in der Feinheit. Nicht größer, aber spielerisch leicht, süffig und trinkig. Auf keinen Fall größer als die Vorjahre, nur unendlich schick. Große Freude! 96+/100 *** Der Rasteau von Tardieu wächst überwiegend auf Kalksteinhängen mit blauem und gelbem Lehm im Untergrund auf über 300 Metern Höhe. Hier haben die Reben überhaupt keine Probleme mit der Trockenheit an der Südrhône. 70 Prozent Grenache, 15 Prozent Mourvèdre und 15 Prozent Syrah. Die Grenache-Reben sind 80 Jahre alt, die Syrah und Mourvèdre 40 Jahre. In 2021 mit 14,5 Volumenprozent Alkohol. Die Trauben werden zu 100 Prozent entrappt. Die drei Vertragswinzer von Tardieu bevorzugen grundsätzlich die Entrappung der Trauben, Tardieu würde sonst einen Teil unentrappt lassen. In den heißen, mediterranen Jahren würden die Rappen durchaus einen Frischevorteil bringen. In 2021 eher nicht, weil das Jahr so unglaublich fein ausfällt. Die Vergärung erfolgt spontan im Barrique, danach geschieht der Ausbau für zehn Monate in ein- und zweijährigen Barriques. Anschließend für weitere zehn Monate in großen Doppelstückfässern von Stockinger. Die Weine werden nicht geschönt und nicht filtriert, bevor sie in die authentischen Burgunderflaschen gefüllt werden. Seit dem Jahrgang 2020 mit der teuersten Korkvariante von DIAM ausgestattet, die neben Naturkork 100 Prozent natürliche Materialien wie Rizinusöl und Bienenwachs enthält.
Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die erfreulichen Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.