Lobenberg: Der Wein stammt aus einer gepachteten Rebfläche, die aber seit Jahren von Molitors Team bewirtschaftet wird. Hier zeigen sich gleich diese unglaubliche Feinheit und diese Kühle, sowie gleichzeitig die reife Frische des Jahrganges 2016. Letzten Endes hat man sich nach einer Diskussion während des Abfüllens dann dafür entschieden, die besseren Fässer des Klostergartens als Zweistern abzufüllen und die etwas schwächeren Fässer ganz ohne Stern. Eine extrem winzige Partie aus dem kleinen Holz wurde sogar ob ihrer Genialität zum Klostergarten Dreistern ernannt. Ich habe mich dann dafür entschieden den Klostergarten und den Klostergarten *** zu nehmen. Beide Weine verfügen aus gleicher Lage über eine ähnliche Typizität, sozusagen einmal als best-ever Alltagswein und einmal als ganz großes Kino. Der Zweistern-Klostergarten bleibt dann dafür bei mir auf der Strecke. Beim Klostergarten *** dominiert von Beginn an die rote Frucht, auch in der Nase. Die Schiefrigkeit ist da, die dunkle Würze ist da, aber wir haben auch diese wunderbare, fast unsüße Waldhimbeere und Walderdbeere, süße rote Kirsche, schwarze Kirsche. Dann diese ziemlich ausgeprägte Schieferwürze aus Brauneberg. Im Mund übernimmt diese reife, wenngleich im Gegensatz zu 15 nicht ganz so üppige rote Herzkirsche sofort das Kommando. Schwarzkirsche ist zwar vorhanden, aber ist im Hintergrund, und sie kabbelt sich mit dem Schiefer nur als Unterlage für diese vordergründige, schöne rote Frucht. Man vernimmt auch einen Hauch Rhabarber. Diese leichte Krautwürzigkeit, die den Wein so fein ausbalanciert, ist den Rappen geschuldet. Ein Wein, der reif und kirschig voll ist und gleichzeitig doch so zart, lang, mit einer fantastischen Säurestruktur. 2016 ist deutlich präsenter bei der Säure, aber nie spitz, sondern ganz im Gegenteil die Balance nur eine Stufe höher setzend. Der üppige Antritt von 15 weicht der totalen Eleganz. Vosne-Romanee wird zu Volnay, das trifft es in Burgunderregionen gesprochen wahrscheinlich am ehesten. Das ist so fein, so geschliffen, und trotzdem so schön in der Frucht. Das ist ein Marquis d‘Angerville Taillepieds. Der Wein bleibt Minuten stehen, immer wieder kommt diese salzige rote Kirsche. Ein Hauch unsüße Waldhimbeere unterlegt alles. Ein leichter Cabernet Franc Touch scheint durch, die Rappen und der Schieferboden bringen diesen Ton und bilden die Unterlage. Feine Blumigkeit, ein Hauch süßer Rosenblätter, aber eher duftige Wiesenblumen. Gepaart mit dieser schiefrigen Würze und dem rauchigen Holz, was auch auf etwas neues kleines Holz schließen lässt. Ich bin ganz sicher, dass 16 im Angang nicht diesen extremen Eindruck der Wucht und des Fetts vermitteln wird wie 2015, aber ich halte 16 für noch feiner und noch eleganter. Das ist ganz wunderbarer, verträumter Stoff. Aber in seiner Art fast schon zu zart, um ihn zu kräftigem Essen zu kombinieren. Dieser Dreistern-Wein ist ein Solitär und wird am besten allein genossen. Nach dreiminütiger Pause in der Verkostung ist der Wein immer noch da. Ich weiß, dass Schlossberg und Graacher Himmelreich Dreistern noch folgen und werde mir daher die Höchstnote verkneifen, doch fair ist das nicht. Nach Schlossberg und Graach probiere ich ihn wieder: Was für ein grandioser Wein, ich bin voll begeistert! Das ist mein Lieblings-Pinot aus diesem Haus in 2016. 99-100/100