Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2023

Philipp Kuhn: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2053
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
frische Säure
3
Lobenberg: 97+/100
Galloni: 95–97/100
Suckling: 95/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2023

97+
/100

Lobenberg: Der Wein steht komplett auf Kalkstein, mit Terra Fusca durchsetzt, wie es auch der Saumagen ein bisschen ist. Also auch leichte Braunfärbung, aber am Ende eben reiner Kalkstein. Auf 280 Meter Höhe gelegen. Das nördlichste GG der Pfalz überhaupt, in diesem kühleren Zellertal mit diesen superspannenden Böden. Es reift langsam aus, weil es so hoch ist. Es liegt noch höher als der Saumagen, also auch hier immer eine sehr kühle Stilistik. Der Wein wird als letzter der Riesling-Weinberge gelesen. Die Traubenverarbeitung ist sehr traditionell mit Quetschwalzen und Maischestandzeiten über 12 Stunden und nur sehr kurzen Sedimentationszeiten. Geschwefelt wird vor der Gärung nicht, ein biologischer Säureabbau soll nach Möglichkeit immer vermieden werden. Spontan und hauptsächlich im Edelstahl vergoren um die Purisitik des Weines zu bewahren. Belass auf der Vollhefe bis Ende April, dann Abstich und Verbleib auf dem guten Teil der Hefe. Keine Filtration. Traditioneller und klassischer geht es von der Machart kaum. Der Schwarze Herrgott ist immer eher der Typ »Klar und kühl wie ein Gebirgsbach«. Total clean, straight, puristisch. Nochmal mehr als der Saumagen. In der Nase leicht reduktiv und zurückhaltend zu Beginn. Braucht Zeit um, sich zu öffnen und ist jetzt in der Jugend eben noch reserviert. Leicht rauchige Anklänge, dann Sommerregen, nasser Kalk, Melisse, Zitronenschale, grüne Birne. Anklänge von weißen Blüten dazu. Nur ganz leicht deutet sich eine leichte Exotik an. Helle, ganz frische Ananas, dazu Noten von grüner Mandarine. Der Wein hat sensorisch vielleicht mehr mit einem Morstein gemein als mit der Mittelhaardt. Das Zellertal ist nicht umsonst ein Hotspot und irgendwo ein Bindeglied zwischen Wonnegau und Nordpfalz. Im Mund dann ein echter Kracher in seiner zupakcned-saftigen Art. Reife Säure umspielt die Zunge, lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sehr zitrisch, hohe Dramatik, hoher Spannungsbogen. Alles zieht sich zusammen. Immer wieder rollt etwas steinig-kreidiges hoch. Geniale Brillanz! Herb-süße Noten von Kumquat und Quitte, ergänzt durch kühle Kräuternoten. Total fein. Läuft schnurgerade auf dem Kalkstein, salzig, präzise, feine Pfeffrigkeit im Finale. Aufregend und dennoch cremig-reif, einfach perfekt in Balance. HO Spanier hat ja seinen Topweinberg auch ganz in der Nähe stehen, die Lage ist auf jeden Fall großes Zellertal-Kino in Reinform. Wirklich eine Bank in den letzten Jahren.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95–97
/100

Galloni über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs

-- Galloni: The 2023 Riesling Zeller Schwarzer Herrgott Grosses Gewächs hails from a site on pure limestone, harvested late as this valley is cooler—usually two weeks later than in Laumersheim. Gentle reduction and flinty overtones on the nose lead to a beautifully spare, taut, bright body that revels in its agile, lemony slenderness. This is shy but charmingly so, holding back while signaling coolness, freshness, vivacity and citric purity. The overall impression is of something dewy and soothing but utterly profound. Give this time. (Bone-dry)

95
/100

Suckling über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs

-- Suckling: This is a super-elegant, cool-climate Pfalz GG that has a combination of concentration and delicacy rare in this region. Medium-bodied with wonderfully racy acidity. Very long, polished finish with great stony intensity. Excellent aging potential, but already very delicious. Drink or hold.

Mein Winzer

Philipp Kuhn

100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.

Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2023