Riesling Kallstadter Steinacker Erste Lage 2023

Philipp Kuhn: Riesling Kallstadter Steinacker Erste Lage 2023

VDP

Zum Winzer

96
100
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Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2039
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 96/100
Galloni: 94/100
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Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kallstadter Steinacker Erste Lage 2023

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Lobenberg: Steinacker steht komplett auf Kalkboden, keine Tiefgründigkeit, einfach nur purer und karger Fels. in hoher Lage von ca. 250 Metern, rund um die Große Lage Saumagen. Aber es gibt viele verschiedene Parzellen im Steinacker, Philipp Kuhn hat seinen Teil im historischen Teil des Weinberges auf dem Hochplateau direkt am Pfälzer Wald. Sehr karger Boden, die Reben sind über 30 Jahre alt. Es ist etwas kühler da oben, sehr windig, also quasi eine etwas kühlere, kargere Version des Saumagens. Langsame Ganztraubenpressung, dann spontane Vergärung. Geschwefelt wird vor der Gärung nicht, ein biologischer Säureabbau soll nach Möglichkeit stets vermieden werden. Der 23er ist rein im Stahl vergoren und ausgebaut, das gibt die ganz klare Puristik. Schöne gelbfruchtige Nase mit leichter reduktiver Rauchunterlegung. Ein typisch pfälzischer Rieslingduft, aber kein üppiges Steinobst, nur leicht angedeutet und ergänzt durch Salzzitrone und schicke Kräuterigkeit. Sehr clean und geradeauslaufend mit toller Saftigkeit schon in der Nase, aber dazu leichte Würze vom Hefelager und vom Kalkboden. Selbst der so karg-mineralische Steinacker macht jetzt in dieser Fruchtphase schon so einen Höllenspaß. Konzentrierter, durchaus dichter Mund, auch hier typisch pfälzisch in dem feinen Schmelz, gelbe Frucht, aber auch weißer Weinbergspfirsich dazu. Das Ganze kommt mit einer großen Harmonie, feine, reife Zitrone, dazu das Salz vom Kalkstein. Dass der Wein sehr trocken ist, fällt ob der Süße des Extraktes am Gaumen nicht so sehr auf. Er wird einfach noch frischer und druckvoller aus der Mineralität dadurch. Quasi der kleine Bruder des Saumagens. Chablis-artig, sehr geschliffene Säure, griffig, fein texturiert. Ein ganz typischer Steinacker, wirkt wieder sehr kühl in seiner DNA.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

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Galloni über: Riesling Kallstadter Steinacker Erste Lage

-- Galloni: The 2022 Riesling Kallstadter Steinacker Erste Lage is from an elevated rocky limestone site above the Saumagen, slightly more ventilated and bordering the forest. Slight yeasty funk and reduction cloud the nose. The palate is clear-cut, beautifully stony and restrained in its character but homing in on a most serene core of Amalfi lemon peel. This is pristine and linear, less charming right now than its siblings but absolutely poised. Well done. (Bone-dry)

Mein Winzer

Philipp Kuhn

100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.

Riesling Kallstadter Steinacker Erste Lage 2023