Riesling Oestrich Lenchen Kabinett 2023

Peter Jakob Kühn: Riesling Oestrich Lenchen Kabinett 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
9,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97/100
Galloni: 92/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Oestrich Lenchen Kabinett 2023

95–97
/100

Lobenberg: Das Verblüffende an diesem Wein und das ist eine echte Rarität: Peter Bernhard Kühn hat ihn vergären lassen wie einen normalen Wein und erst spät bei rund 9.5% Alkohol gestoppt. Ihm war die Balance zwischen dieser phänomenalen Säure und Frische und dem geringen Restzucker das Wichtigste. Und mit diesem höheren Alkohol, die man sonst eigentlich sehr selten im Kabinett findet, weil alle früher stoppen, findet der Wein eine Balance auf einer ganz hohen Ebene. Aber von dem Alkohol ist nichts zu riechen oder zu schmecken. Im Gegenteil: Der Wein ist so spannungsgeladen wie ein Flitzebogen. Der 2023er hat eine schiefer-artige Reduktion entwickelt, die man niemals in den Rheingau verorten würde, sondern viel eher an der Mosel oder maximal der Nahe, aber für die Mosel ist es mit 30 Gramm Restzucker viel zu trocken. In der Nase Feuerstein, Salz, Austernwasser, Schießpulver, Flint, an Frucht maximal ein bisschen Kiwi und Agrumenzesten, aber der Stein dominiert. Der Mund kracht – und er kracht richtig. Die Augen ziehen sich zusammen, all die Spannung aus der Nase entlädt sich in Mineralität und Rauch und Gestein. Im Grunde im Mund mehr auf feinherb hinauslaufend denn auf süß. Rassig und so stramm, wie man es von den harmonischen PJ Kühn eigentlich nicht glauben mag. Das ist ein Hammerteil, irgendwo zwischen Mosel und Schäfer-Fröhlich mit der Power des Rheingaus. Wow! Wahrscheinlich das beste Kabinett von Kühns seit ich hier probiere. 95-97/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

92
/100

Galloni über: Riesling Oestrich Lenchen Kabinett

-- Galloni: The 2023 Riesling Östricher Lenchen Kabinett still has a touch of yeast on the nose, swaying slowly into lemon and apple. The palate brims with lemon tea notions, all illuminated by citrus zestiness and an absolutely tempered sweetness. Around 30 g/L of residual sugar stands against 7.5 g/L of acidity. (Medium)

Mein Winzer

Peter Jakob Kühn

Dass man nicht immer Mainstream sein muss, um großen Erfolg zu haben, beweist Familie Kühn mit Ihrer herausragenden Arbeit als Demeter-Aushängeschild des Rheingaus. 1978 übernahmen Angela und Peter Jakob Kühn das Gut in Oestrich-Winkel von Peters Vater, der kurz darauf nach langer Krankheit...