Lobenberg: Der Kalamity hat sich innerhalb kürzester Zeit zur absoluten Ikone entwickelt, nachdem ihn die internationale Presse entdeckt und gefeiert hatte. Aber der ganze Ruhm durchaus zurecht, denn das ist wirklich großer, eigenständiger Stoff! Die Rioja-Weine von Oxer spielen ohnehin in einer ganz eigenen Liga, frei von jeglicher Konvention. Keinerlei Fett und Überreife, niemals erschlagen vom Holz, immer elegant, terroirgeprägt und präzise. Eine Cuvée aus 50% Tempranillo, 47% Granacha und 3% Viura. Gemischter Satz. Uralte Reben (90 Jahre alt) aus vor Jahren komplett zu Bio. ja soigar Biodynamie konvertierten 7,2 Hektar großen Weinbergen in Laguardia, Elciego, El Vilar und Leza. Nicht als Bio zertifiziert, Oxer Bastegieta legt darauf weniger Wert. Spontan alles zusammen und gleichzeitig vergoren über Monate mit teilweise Ganztrauben und danach auch ausgebaut im 600 Liter Stockinger Fass. Streng limitiert! Ultrapräzise Frucht, sehr klar, Maulbeere, Cassis, auch feine Ledernuancen und Tabak im Hintergrund. Dicht verwoben und durchaus konzentriert, aber die hohe Frische, dieser enorm präzise Kern kommt immer durch. Am Gaumen das gleiche Spiel – wow, was für ein Traumstoff! Dicht, strukturiert, enorm lang und fesselnd. Kalkig salzige Mineralität im leicht scharfen, unendlich langen Nachhall. Man merkt, dass das quasi noch ein schlummernder Riese ist mit enorm viel Kraft und genial dichter, gleichzeitig umarmt er einen aber mit seiner schmeichelnden Textur und hedonistischer Saftigkeit. Genialer, wirklich großer moderner Rioja. 100+/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.