Nin-Ortiz: Planetes de Nin Blanco Carinena blanca 2022

Nin-Ortiz: Planetes de Nin Blanco Carinena blanca 2022

Zum Winzer

95–97
100
2
Carignan blanca 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2044
Verpackt in: 6er
9
unkonventionell
mineralisch
exotisch & aromatisch
naturbelassen
3
Lobenberg: 95–97/100
Penin: 93/100
Tim Atkin: 93/100
Parker: 93/100
6
Spanien, Priorat
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Planetes de Nin Blanco Carinena blanca 2022

95–97
/100

Lobenberg: Der Wein stammt aus einer 500 Meter über NN gelegenen Parzelle in der Einzellage Planetes, die mit einer Selektion Massale der autochthonen, extrem seltenen Rebsorte Carrignanc blanca bepflanzt wurde. Während der Selma Blanco von Nin-Ortiz aus Hochlagen in Penedès stammt, wächst der Planetes Blanco vor den Toren der Heimatstadt Porrera. Der Boden besteht aus Priorat-typischem Llicorella-Schiefer, also rotem und blauem Schieferverbund. Die Bodenbearbeitung findet bei Nin-Ortiz aus tiefer Überzeugung zertifiziert biodynamisch nach allen Regeln der Kunst statt. Ester Nin und ihr Mann Carles Ortiz waren unter den Biodynamikern der ersten Stunde im Priorat. Wir haben hier 100% Carinyena Blanca, also die rare weiße Carignan, das findet man reinsortig angepflanzt und ausgebaut nicht so oft. Nach der selektiven Handlese gibt es eine 24-stündige Ganztrauben-Kaltmazeration, und anschließend nach der Entrappung erfolgt die spontane Vergärung in alten geschlossenen 300l-Fässern. Dort verbleibt der Wein ohne Hefe für weitere 8 Monate, um abgerundet zu werden. Der Ausbau erfolgt nach Möglichkeit immer ohne Schwefel, nur zur Füllung wird eine minimale Dosis zugegeben. Das führt zu einem Wein, der trotz seiner jugendlichen Power schon sehr offen und ansprechend ist, allerdings keineswegs fruchtbetont. Wir haben hier eine extrem spannende Nase von Heu, sattes Zitronengras, Austernschale, Kreide, Feuerstein und auch leicht kräutrig-vegetativ, etwas getrocknete Kamille. Kaum Primärfruchtigkeit, der Wein baut seine ganze Spannung voll durch pflanzliche und steinig-mineralische Komponenten auf. Wirklich eine total spannende Nase mit ungeheurem Gripp und Spannung. Unter der stark mineralisch umrundeten, subtilen, weißen Frucht blitzt eine frische und leicht grüne Note am Gaumen auf, die auf eine eher frühe Lese hinweist, und die für einen unglaublich knackigen Frischekick sorgt. Am Gaumen ist der Wein sehr saftig mit Nashibirne, gelber Birne, Muschelschale und einem Touch Krautwürze, auch Mandelblüte. Auch hier keine primäre Fruchtigkeit, eher leicht herb mit grünem Tabak, Mandel, viel hellem, steinigem Gripp, Feuerstein, Gesteinsmehl, etwas Fenchel, weiße Birne und sich dann letztendlich in feiner Salzigkeit auflösend. Geradezu eine grandiose Frische und Trinkfluss generierende Säure- und Mineralstruktur, die dem Wein seine Balance verleiht. Überhaupt keine Überreife, keine Süße, keine Schwere. Klar hat der Wein Volumen und auch einen gewissen sahnigen Schmelz, aber das ist vor allem sehr saftig und mineralisch geprägt. Ein Weißwein, den man in dieser Frische nicht vom Priorat erwarten würde, und sicher auch nicht von einem Holzfassvergorenem Wein. Der Wein ist fern von Orange-Wein, entrappt, knackig und frisch, voller Spannung. Wir haben hier nichts Dumpfes, das ist glasklar, rassig, strukturiert und absolut terroirgeprägt. Schiefer und Hochlage schlagen voll durch. Ein grenzgenialer weißer Carignan, den man in dieser Art kein zweites Mal findet. 95-97/100

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

93
/100

Penin über: Planetes de Nin Blanco Carinena blanca

-- Penin: Strohgelb. In der Nase ausdrucksvoll. Weiße Blumen, trockene Kräuter, trockener Stein und Wachs. Im Mund geschmackvoll, fruchtig, ausgewogen und salzig. 93/100

93
/100

Tim Atkin über: Planetes de Nin Blanco Carinena blanca

-- Tim Atkin: Varietal Carinyena Blanc is not yet permitted in Priorat, so the grape does not yet show on the label. Regardless, this is a beautiful example of the grape! Waxy, phenolic and with the characteristic drive and grip of Carinyena Blanc. Juicy pears, golden apples, almond paste and a touch of pastry dough are inviting, though the real magic is the energy on the palate. Delicious! 2022-2028 93/100

93
/100

Parker über: Planetes de Nin Blanco Carinena blanca

-- Parker: The 2022 Planetes de Nin Carinyena Blanca (Carignan White or Vi Blanc de Varietats Antigues) is slightly different, as the slopes planted with the variety just entered in production that year. The grapes ripened well, and 30% of the blend was macerated with skins for 30 days in a concrete egg. It has a nose of pollen and yellow fruit, hints of quince, the effect of the skin contact very subtle, some dry straw, a little more Mediterranean. It has only 12.8% alcohol and a pH of 3.2 with five grams of acidity. 6,120 bottles produced. In 2023, they didn't do the maceration with the skins.

Mein Winzer

Nin-Ortiz

Ester Nin hat in Barcelona Biologie und Weinbau mit Schwerpunkt Bio und Biodynamie studiert. Eigentlich aus Alt-Penedès stammend, ließ sich die heutige Star-Önologin und gesuchte Beraterin 2003 in Porrera im Priorat nieder, um für einige namhafte Güter, wie etwa Daphne Glorians Clos i Terrasses...

Planetes de Nin Blanco Carinena blanca 2022