Lobenberg: Ein fast direkter Nachbar von Ponsot in Morey Saint Denis. Jean-Marc Dufouleur achtet streng auf sorgfältige Pflege im Weinberg, keine Herbizide. Er besitzt nur wenige Hektar Rebfläche und vergärt grundsätzlich alles als Ganztraube. Diese werden von ihm mit den Füßen eingemaischt, das macht er ausschließlich höchstpersönlich – alles reine Hand- und Fußarbeit. Sodann wird alles spontanvergoren im selben offenen Gärständer und nach dem Abpressen auf der Korbpresse ausgebaut im neuen und gebrauchten Barrique. Wobei neu maximal 15% sind, der Rest ist ein bis fünf Jahre alt. Und die Toastung ist auch nur sehr vorsichtig gehalten. Die Lagen erstrecken sich ausschließlich in Morey Saint Denis, vom Lieu dit En Pierre Virant über den berühmten 1er Cru Les Monts Luisants bis hin zum Grand Cru Clos de la Roche. Schon 2015 war ich kurz davor bei diesem Weingut einzusteigen, da ich so sehr von der Qualität und der ungeheuren Finesse überzeugt war. Da scheiterte es seinerzeit noch an der Zusammenstellung der Bestellung, da es keinen Clos de La Roche und keinen 1er Cru mehr gab, und ich wollte nicht ohne Top-Weine nur mit Ortsweinen ins Angebot gehen. Also 2017 ein neuer Versuch. Einen besseren Einstieg hätte ich mir eigentlich nicht wünschen können. Die Nase ist Fruchtkaltschale und rote Grütze, zerquetschte, süße, rote und schwarze Johannisbeere neben Himbeere und etwas Erdbeere. Sattes Kirschkompott in allen Schattierungen von süßer, roter Kirsche über Schwarzkirsche und etwas Sauerkirsche. Alles unglaublich verwoben, duftig und hocharomatisch. Fein wie eine Feder streicht der Wein seidig über die Zunge. Der Mund wird dann noch feiner als die Nase versprach, bleibt aber so wollüstig aromatisch. Rote Grütze in Kirschsaft schwimmend ist die Dominante. Total seidiges Tannin, nichts ist hart oder spröde. Alles vibriert und vibriert seidig und federleicht durch den Mund. Nachdem ich einen Tag zuvor beim Nachbarn Ponsot probiert habe bin ich doch sehr happy hier gelandet zu sein. Monsieur Dufouleur schafft es einfach noch viel feiner als sein Nachbar zu sein. Weniger profund und drückend, das ganz sicher, aber dafür schwebend, erhaben. Das ist eine riesige Charme-Offensive im Mund. Langanhaltende, feine Mineralik und Salz am Ende. Aber der Wein hat viel mehr Charme und tänzelnde, fast vibrierende Intensität, als dass zur Power geht. Lang, fein, verspielt und trotzdem voll satter, hedonistischer Frucht. Viel Druck am Gaumen erzeugend, aber gar nicht in Morey Saint Denis Manier, keine erdige Würze und keine Rappen spürbar, obwohl komplett als Ganztraube vergoren wird. Der Wein ist so unendlich fein. Jean-Marc Dufouleur macht mit seiner fußgestampften Maische ätherische Weine wie von einem anderen Stern. Und doch weist er die Frische aus, die nur ein Ganztrauben-Wein ausweisen kann. Ganz lang, ganz frisch und voller Intensität. Eine schwebende Leichtigkeit und doch für Minuten im Mund verweilend. Toller Stoff – im Grunde eine konzentrierte Leichtigkeit, wenn es so etwas gibt. 94-95/100