Gigondas Vieilles Vignes 2023

Michel Tardieu - Gigondas und Rasteau: Gigondas Vieilles Vignes 2023

Zum Winzer

98–100
100
2
Grenache 90%, Mourvedre 5%, Syrah 5%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2056
Verpackt in: 12er
9
voluminös & kräftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 98–100/100
6
Frankreich, Rhone, Gigondas und Rasteau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Gigondas Vieilles Vignes 2023

98–100
/100

Lobenberg: Ich bin überrascht über die Nase des Gigondas in 2023. Nach dem Rasteau und dem Vacqueyras hätte ich nicht so viel blumige Rotfruchtigkeit erwartet. So fein! Gigondas ist zu 100 Prozent der richtige Herausforderer von Châteauneuf-du-Pape an der Südrhône. Was für ein spielerisches, komplexes Etwas! Rote Frucht, rote Kirsche, dazu Erdbeere und Himbeere, aber in hoher Konzentration. Nichts Fettes, alles ist filigran, mit einer feineren Note aus Veilchen und Rosenblättern als noch im Vacqueyras und im Rasteau. Wir sind hier in der total verspielten Finesse! Schick und edel, nichts Raues, und obwohl drei Viertel nicht entrappt sind, ist das in der Nase kaum zu spüren. Das ist schon fast eine abgehobene Grenache-Version wie wir sie aus Spanien von Frontonio in Aragon kennen. Wow, allein die Nase reicht! Der Mund kommt mit roter Kirsche, konzentrierter Himbeere, roter Johannisbeere, Cranberry und viel, viel Kirsche daher. Reife rote Kirsche, aber nichts ist fett, nichts ist süß, im Gegenteil. Das Ganze ist eher salzig unterlegt mit hoher steiniger Intensität und Länge. Ein spielerisches Meisterwerk mit immenser Komplexität. Das ist Burgund in Rhône-Ausprägung. Gar nicht enden wollend… Was für eine große Freude! Und so ganz anders als 2022 und 2021. Am ehesten ähnelt das 2020 in dieser Finesse und Feinheit. Schick und fast abgehoben. Das ist eine große Freude und einfach ein großer Wein. Die klassischen Top-Erzeuger und großen Namen in Gigondas haben es gegen dieses unerhörte und eigentlich unvergleichliche Preis-Qualitäts-Verhältnis schon extrem schwer. 98-100/100 *** Der Gigondas von Tardieu kommt von fünf verschiedenen Plots. In den letzten Jahren wurde die Auswahl der Plots etwas verändert, man hat sich mehr auf höhere Lagen konzentriert. Cool Climate. Die Plots liegen zum Teil auf mittlerer Höhe, der Rest in den obersten Bereichen der Appellation, wo La Bouïssière seinen Sitz hat. Die Majorität kommt von einem einzelnen Weinberg mit über 100 Jahre alten Reben. 90 Prozent Grenache, fünf Prozent Syrah und fünf Prozent Mourvèdre. Die Grenache und die Mourvèdre sind 60 bis über 100 Jahre alt, die Syrah über 40 Jahre. Der Wein hat 14,5 Volumenprozent Alkohol. Drei Viertel der Trauben werden nicht entrappt. Das Ganze wird im Beton spontan vergoren. Danach erfolgen Malo und der zehnmonatige Ausbau in Barriques mit Zweit- und Drittbelegung. Anschließend wird der Wein für weitere 12 Monate in Doppelstück von Stockinger gelegt. Die Weine werden nicht geschönt und nicht filtriert, bevor sie in die Burgunderflaschen gefüllt werden. Seit dem Jahrgang 2020 mit der teuersten Korkvariante von DIAM ausgestattet, die neben Naturkork 100 Prozent natürliche Materialien wie Rizinusöl und Bienenwachs enthält.

Jahrgangsbericht

Jahrgang 2023 Rhone: Ein Jahrgang auf Messers Schneide! Es brauchte nur ein paar Tage, die das Jahr zwischen einem »Grand Millésime« und einem »Millésime complexe« schwanken ließen. Der letztlich doch noch "klassische" Winter, der von einer ziemlich strengen Kälte geprägt war, verhinderte zum Glück den zu frühen Austrieb und damit jedes Risiko von Frühjahrsfrösten. Der folgende Vegetationszyklus brachte regelmäßige und glücklicherweise reichliche Regenfälle. Daraus resultierende Pilz-Krankheiten setzen die Winzer aber unter Druck! Die Erfahrung des Jahrgangs 2018 mit starkem Mehltau, der den Winzern noch leidvoll gut in Erinnerung ist, sorgte jedoch dafür, dass dieser Pilz-Druck bei den besten Winzern mit Erfahrung und viel Arbeit eingegrenzt werden konnte. Diese Winzer gingen somit gelassen und mit guten Wasserreserven in die Sommersaison, eine qualitativ schöne und große Ernte stand in Aussicht. Außerdem, und das ist selten, beglückte der Sommer die Winzer nochmal mit einigen milden Regenfällen. Am 15. August waren die Weinberge der Rhône gesund und grün. Die Winzer rieben sich die Hände, denn alles deutete auf einen »Grand Millésime« hin. Leider hat Mutter Natur, wie so oft in den letzten Jahren, in einigen Teilbereichen 2023 doch noch anders entschieden. Für einige Tage wurden die Weinberge der Rhône von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. Die Trauben auf jungen Rebstöcken und jungen Terroirs hatten kaum eine Chance. Der totale Stillstand im Weinberg. Nur die wirklich alten Vieilles Vignes mit geringen Erträgen, dazu auf geschützten und alten Terroirs, fanden die Widerstandsfähigkeit, um ihre Trauben weiter zur optimalen Reife zu bringen. Die Katastrophe wurde somit nur in Teilen abgewendet, nur sehr alte Reben auf Top-Terroirs brachten grandiose Ergebnisse, aber in Summe über alle jüngeren Weinberge sind die Qualitäten wirklich mehr als heterogen, selbst in den arrivierten und besten Weinkellern... Eine grandiose, sehr spitze Spitze der Pyramide und darunter viel Durchwachsenes. Wieder einmal hat die akribische Selektionsarbeit im Weinberg ihren Sinn erfüllt! Die südliche Rhône: Paradoxerweise zeigen die Weißweine viel Lebendigkeit, Frische und aromatisch-mineralische Ausgewogenheit. Die Gaumen sind strahlend und harmonisch. Unerwartet und großartig. - Die Qualitäten bei den Rotweinen sind dagegen von Rebsorte zu Rebsorte sehr unterschiedlich. Entgegen allen Erwartungen kommen die Syrahs mit moderater Frucht erstaunlich gut weg. Die Weine aus sehr alten “Vieux Grenache” sind wunderbar rassig und von sehr großer Präzision, ein großes Jahr für sehr alte Reben. Junge Grenache aber litten sehr. Die nördliche Rhône: Hier gibt es weiß eine gewisse Ähnlichkeit mit den so herrlichen südlichen Weißweinen, wobei die Dichte sogar etwas ausgeprägter ist, superbe Ergebnisse... Die Qualitäten bei den Rotweinen variieren jedoch von einer Appellation zur anderen und sogar innerhalb der Appellation, abhängig eben vom Rebalter und vom Terroir. Ein Jahrgang, der uns bei den wenigen richtig gelungenen und großen Weinen in der Spitze, aber eben nur da, enorm an den Superjahrgang 2016 denken lässt. Und für den Norden des Nordens gilt »Spéciale!«: Saint Joseph, Condrieu and Cote Rôtie zeigen einige Jahrhundertweine.

Mein Winzer

Michel Tardieu – Gigondas und Rasteau

Michel Tardieu, anerkannt einer der besten Weinmacher Frankreichs (hier mit dem einzigen Weingut als abfüllender Negociant), erhielt 2013 vom französischen Weinpapst Michel Betanne die Höchstbewertung von 5 Sternen. Diese Bewertung erhielten nur ganze drei Weingüter in Frankreich.

Gigondas Vieilles Vignes 2023