Lobenberg: Es gibt im südlichen Languedoc zwei Legenden. Die eine ist die Domaine Granges des Pères, die andere ist Daumas Gassac mit seinem Mas de Daumas Gassac. Das war der erste ganz große Wein hier im Süden. 80 Prozent Cabernet Sauvignon, 10 Prozent Malbec, 10 Prozent Merlot. Bordelaiser Machart. Spontan vergoren, teilweise mit der Zugabe von reifen Rappen. Der Ausbau findet komplett in Barriques statt, 50 Prozent Neuholz, 50 Prozent gebrauchte Fässer. Ein Wein, der von der Nase und von seiner gesamten Art locker als ein Pessac-Léognan durchgehen könnte. 2021 wird als das große Frostjahr in Erinnerung bleiben, eine der kleinsten Weinernten der Moderne in Europa. Auch der Sommer war eher kühl und regenreich, für die Südfranzosen eine willkommene Abwechslung zum Kampf gegen die überheißen Jahre. 2021 fühlt sich an wie aus den 1980er oder 1970er Jahren. Tolle Säure, fein, etwas schlanker, hellere Aromatik, sehr schick und trinkfreudig, super zarte Tannine. Die Nase erinnert fast ein bisschen an Cabernet Franc. Schöne würzige Himbeere, etwas Kirsche, reife rote Paprika, Brombeere und Cassis. Aber nicht fett, sondern sehr fein. Von der Mineralität und vom Salz ganz klar an Pessac erinnernd. Das ist eine Stilistik, wie man sie auch auf Pape Clément vorfindet. Feine Garrigue-Würze unter der eleganten Frucht. Guter innerer Kern, viel Spannung ausstrahlend, aber auch weich und elegant. Im Mund eindeutig Cabernet Sauvignon, auch hier Pessac-Léognan. Das bewegt sich in dieser hohen Eleganz irgendwo zwischen Pape Clément und Smith Haut Lafitte. Rote Johannisbeere mit in Öl geschmorter, reifer roter Paprika, tolle Länge zeigend. Hintenraus mit der roten Johannisbeere wieder hochrollend, die sehr reif und süß ist. Insgesamt aber schlank und fein bleibend. Ein sehr eleganter Cabernet, mit einer wunderbaren Länge. Der Wein singt und hat viel Spiel in dieser rotfruchtigen Garrigue-Würze, sehr komplex. In Pessac-Légonan wäre das allemal ein doppelt so teurer Wein. Er hat Größe – das gefällt mir sehr gut. 95-97/100