Lobenberg: Aus dieser großartigen Lage macht Markus in diesem Jahr zwei verschiedene Cuvées, einmal als ** und einmal als ***. Ich habe sie nebeneinander probiert. Der *** kostet mit 85 Euro für den Endverbraucher fast das doppelte vom 45 Euro teuren **. Der Unterschied ist spürbar, aber marginal. Ich entscheide mich für den **, der auch etwas mineralischer, straffer und klarer im Geradeauslauf ist. Der *** hat mehr Rundungen, mehr Wucht in der warmen Frucht. Der ** ist so puristischer, so sauber definiert, dass er mich fasziniert. Genau wie im Vorjahr präsentiert sich in 2020 dasselbe Bild. Der 2020er 3-Sterner aus dem Klostergarten ist reifer, süßer, aber eben auch doppelt so teuer und nicht unbedingt so viel besser, nur anders. Der straffere 2-Sterner ist nicht ganz sooo geschliffen in seinen Tanninen, wirkt kühler und etwas herausfordernd, ist nicht nur süß und schön, sondern zeigt Ecken und Kanten, das gefällt mir. Er verträgt definitiv ein paar Stunden in der Karaffe, wenn Sie ihn jung öffnen möchten. Dichte, samtige Schwarzkirsche im Mund, Blaubeere, staubiges Tannin, das an geröstete Kaffeebohnen und Kakao erinnert. Das alles bleibt sehr lange stehen am Gaumen, belegt die Zunge, weicht nicht mehr vom Gaumen. schon der 2-Sterner hat eine grandiose Intensität und innere Kraft in 2020. Salz und noch mehr Pfeffer und Schiefer, Holzkohle und Goudron dominieren den Ausklang. Herb und zupackend in der Art, überhaupt nicht weichgespült. Das ist ein richtig gestandener Pinot, der ein paar Jahre Flaschenreife braucht, aber dann ein brillanter, kühler Ausdruck dieses warmen Jahres ist. Die Intensität und reiche dunkle Frucht hat er auch, aber er driftet nicht so in die Süße ab, das gefällt mir persönlich sehr gut. Zu Wildschwein-Gerichten ist das sicher ein Knaller. 94-96+/100