Lobenberg: Eine berauschend pure Nase, die schon sehr offenherzig aus dem Fass kommt. Deutlich weniger verschlossen und karg als der zuvor probierte Puligny Pucelles. Ein ganzer Garten gelber Früchte erschließt sich vor dem inneren Auge, Pfirsich, Pflaume, Mirabelle, Orangenschale und Orangenöl, auch ein Hauch von frischer Butter und etwas Meersalz schwingen mit. Sehr tief, vielschichtig, reich an Aromatik, wie es typisch ist für dieses Climat. Auch im Antrunk ist der 22er Batard zunächst opulent, ölig, mit Apfeltarte, Zimt und Nelkenpfeffer, dann auch Reneclaude und Holzkohle im Nachhall. An der Luft wird der Wein immer feiner und straffer, aber es bleibt natürlich ein wuchtiger, intensiver Wein, nur die Struktur wird steiniger und geht etwas von der Cremigkeit runter, je länger man ihm Zeit lässt. Die Länge lässt mich sprachlos zurück, für Minuten hallen die Aromen von Boskoop, Schwarztee und Holzkohle immer wieder nach. Intensiv, reich, hochkomplex und so gewaltig, dass er für nichts anderes Raum lässt im Mund. Dennoch ist er feiner als der zuvor probierte Pucelles, der etwas brachialer ankommt, was auch an dessen jugendlichen Verschlossenheit liegen mag. Auch wenn der Batard mit seiner hohen Präsenz ganz klar ein Speisenbegleiter ist, würde ich ihn in seiner Mächtigkeit sogar am liebsten solo trinken, um sich einfach von diesem fetten Meer an Chardonnay wegschwemmen zu lassen. Trotz der Zugänglichkeit empfiehlt es sich dem Wein viel Luft zu geben. 96+/100