La Mitote 2022

La Mitote 2022

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

96
100
2
Merlot 84%, Cabernet Franc 16%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2048
Verpackt in: 12er OHK
9
seidig & aromatisch
saftig
voluminös & kräftig
3
Lobenberg: 96/100
6
Frankreich, Bordeaux, Cotes de Castillon
7
Allergene: Sulfite
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
La Mitote 2022

96
/100

Lobenberg: Pierre Taix gilt neben Benoit Trocard als der genialste Weinmacher in Pusseguin, einer kleinen Randgemeinde nordöstlich von Saint Emilion neben Montagne Saint Emilion und direkt nördlich von Castillon. Diese drei Randgemeinden sind das Zentrum der organischen, biologischen, und biodynamischen Winzer, hier geht echt die Post ab. Das gleiche Kalksteinterroir wie das obere Plateau Saint Emilios zwischen den Chateaux Valandraud, Fauleres und Pressac. Perfekt für die immer trockener und wärmer werdenden Jahrgänge und klimatisch perfekt für Biowinzer, die nicht umsonst in und um Saint Emilion ihr Eldorado gefunden haben. Pierre Taix vindiziert auf seinem Heimatchateau Fongaban köstlich und in Anbetracht großer Qualität wahnsinnig preiswerte Weine aus Pusseguin und Castillon. Neben seinem Fongaban-Weinberg in Castillon liegt in höherer und kühler Exposition auf reinem Kalkstein ein fast 60 Jahre alter, immer schon organisch gepflegter Weinberg von nur etwas über 2 Hektar. 84% Merlot und 16% Cabernet Franc als gemischter Satz, seinerzeit schon aus einer Selection massale der besten Reben Castillon gepflanzt. Dichtpflanzung mit winzigen Erträgen je Stock, unter 500 Gramm. Der Wein wird in kleinen Körben per Hand geerntet. Dann kommt der Sortiertisch und das Rüttelpult. Vollständig entrappt und im offenen Holzbottich spontan bei 24 Grad vergoren, Malo im Tonneau, Schwefel erstmalig nach der Malo. 18 Monate Ausbau im 500 Liter Tonneau und Beton-Amphoren. Ein sehr dunkler, reicher Duft steigt aus dem Glas. Schwarzkirsche, Blut, Eisen, Schlehe, Nougat, Grafit und helle Lakritze. Dazu etwas Holunder, nur ein winziger Hauch vom großen Holz. Schlehe und Weichselkirsche im ersten Antrunk, Eisen und Blut folgen direkt, dann Sauerkirsche und konzentrierte Zwetschge. Ungemein dicht in seiner rotfruchtigen Konzentration, ein Hauch von urwüchsiger Mencia aus Bierzo und Hochlagen-Tempranillo Rioja cool climate bleibt für Minuten im Mund haften. Durchaus eine Stilistik wie Castillon Superstar Clos Louie und in der blutgetränkten rotfruchtigen Frische auch Ähnlichkeit mit Chateau Coutet aufweisend. Faszinierend pikant und frischer als ich es je von 2022 erwartet hätte, dabei in aller Pikant und Vibration dennoch eine Harmonie der Extraklasse ausstrahlend. Noch nach 2 Minuten steht dieses pikant fruchtig-salzige Elixier auf meiner Zunge. Faszinierend und groß in der gleichen Art und Klasse des Montagne-Nachbarn Baudon. 96/100

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

Mein Winzer

Domaine La Mitote

Pierre Taix, der die Domaine La Mitote führt, gilt neben Benoit Trocard als der genialste Weinmacher in Pusseguin, einer kleinen Randgemeinde nordöstlich von Saint Emilion neben Montagne Saint Emilion und direkt nördlich von Castillon. Diese drei Randgemeinden sind das Zentrum der organischen,...

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