Lobenberg: Hier im 21er Blanc de Blancs haben wir erstmals nicht nur Weißburgunder, sondern auch etwa 15% Chardonnay. Im Holz vergoren und weitestgehend ohne Schwefelzusatz ausgebaut. Im Juni 2022 auf die Flasche, im Juni 2024 degorgiert. Keine Dosage, Brut Nature eben. Das Holz zeigt sich hier nur super dezent mit rauchiger, sehr feiner, hefiger Würze. Der Holzeinsatz ist hier so gut verwoben. Bei dieser Nase sind wir jetzt durchaus in einer Dimension angekommen, die Reminiszenzen an die Champagne aufkommen lässt. Kein Wunder bei einem Hefelager, das die meisten Standard-Champagne bei weitem übertrifft. Die Nase ist typisch Blanc de Blancs, weißfruchtig, straight und geschliffen, weißer Pfirsich, Birne, angeschnittener Apfel, Austernschale, unterlegt von weißen Blüten und gerösteten Mandeln, durchaus Tiefe und Komplexität andeutend. Im Mund zeigt sich dann der Charakter eines reinen Weißburgunders mit schöner Dichte und feinem Schmelz, aber mit etwas weniger einschneidendem Säuredruck als ein Blanc de Blancs aus Chardonnay. Wem Rieslingsekte machmal etwas zu bissig sind, der sollte mal diesen Weißburgunder probieren. Die Aromatik ist erhaben und elegant, sehr ausgewogen, feinziseliert und getragen durch das enorm lange Hefelager. Dennoch haben wir durch die Abwesenheit einer süßen Dosage einen knackig-frischen Charakter in diesem Sekt. Grüner Apfel, weißer Pfirsich, Apfelblüten, feine Nussigkeit, geröstete Mandeln, alles fein verwoben und balanciert bis in den nur ganz leicht rauchigen, feinsalzigen, weißfruchtigen Ausklang. Die Krack-charakteristische Rauchigkeit vom Holzausbau tritt hier etwas hinter dem Volumen des Fruchtausdrucks zurück. Ein sehr schicker Weißburgundersekt, der deutlich eleganter und geschliffener daherkommt als viele Rieslingsekte. 93-94/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.